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Die Außerferner als bayerische Soldaten während der Jahre 1812 bis 1814

Aus: Außferner Zeitung vom 23. Juni 1917
Ein Beitrag zur Geschichte Außerferns von Josef Ruepp, k. k. Staatsbahnrevident.

Leitspruch: Auch sie starben für die Befreiung des Vaterlandes.

Im Jahre 1909 feierte Tirol und Außerfern die Jahrhundertfeier von Tirols größter Kampfeszeit. Im Jahre 1914 hätte die 100jährige Wiedervereinigung Tirols und Außerferns mit Oesterreich gefeiert werden sollen. Anstatt der Erinnerungsfreudenfeuer auf den loderten jedoch hinter den Bergen die gewaltigen Flammen des größten Weltkrieges empor und die Tiroler und mit ihnen auch unsere Außerferner zogen in treuer Waffenbrüderschaft mit den bayerischen Nachbarn wie vor 102 Jahren gegen den Russenfeind.

Da die Außerferner in den Tiroler Geschichtswerken auch über das Jahr 1809 eine verhältnismäßig geringe Berücksichtigung finden (siehe Geschichte Ehrenbergs von 1796 bis 1816 von Knittel und Ruepp), wurde als Beitrag zur Geschichte Außerferns der Versuch gemacht, anläßlich der Erinnerung der hundertsten Wiederkehr des Tages, an welchem die Tiroler aus der bayrischen Armee entlassen in ihre Heimat und unter ihren geliebten roten Adler und schwarzen Doppeladler rückkehren konnten, den Außerfernern, welche unter bayerischer Fahne von 1812 bis 1814 mit und gegen Napoleon für die Ehre ihres Vaterlandes ihr Leben opferten oder in die Schanze schlugen, dadurch wenigstens ein papierenes Denkmal zu setzen, daß die Namen derjenigen Außerferner angeführt und deren Schicksale erzählt werden, welche als Soldaten unter Bayern gedient und die beiden großen Feldzüge 1812 und 1813 bis 1813 und 1814 mitgemacht haben, sei es nun, daß dieselben von dem Soldatenschicksal ereilt, ihr Leben in den Schneewüsten Rußlands oder in den Rebengeländen Frankreichs aushauchten, oder daß sie unter den wenigen Glücklichen waren, welchen es gegönnt war, ihre liebe Heimat wieder zu sehen.

Der Gedanke wurde gefaßt und die Vorarbeiten begonnen. Die ganze beabsichtigte Ausführung hinderte der neuerstandene Weltkrieg. Wie die nachfolgenden Zeilen beweisen, wurde eine große Anzahl Außerferner aus den noch im kgl. bayerischen Kriegsarchive vorhandenen Armeelisten gefunden. Wenn es auch bei der fast vollständigen Aufreibung der bayerischen Armee im Jahre 1812 und 1813 überhaupt wunderbar erscheint, daß damals noch so genaue Aufzeichnungen gemacht werden konnten und daß dieselben noch so weitreichend vorhanden sind, so kann man doch überzeugt sein — und es muß dies auch zur Beurteilung der Arbeit vorausgesandt werden — daß einerseits viele Schriften bereits damals verloren gingen und andererseits aus den noch vorhandenen Aufzeichnungen viele nicht mehr mit Sicherheit als Außerferner angesehen werden konnten. (So fehlt z. B. auch der Chronist des Lechtales, Falger.) Eine weitere Forschung könnte noch manchen Namen entdecken. (Ich kann bei dieser Gelegenheit nicht umhin, der großen liebenswürdigen Unterstützung, welche mir durch das kgl. bayerische Kriegsarchiv zuteil wurde, besonders dankbar Erwähnung zu tun. Der Verfasser.) Weiters möge noch vorausgeschickt werden , daß die alte Schreibweise der einzelnen Namen beibehalten und eine Aenderung auf die dermalige (vermutliche) Schreibweise neben angesetzt wurde. Die Heimatszuständigkeit ist ebenfalls den vorgefundenen Listen entsprechend wiedergegeben. Soviel als möglich wurde auch der ganze Militärzeitverlauf jedes Genannten angeführt. Die Namen sind regimenterweise geordnet; die mitgemachten Schlachten, Märsche u. a. wären daher aus den betreffenden Regimentsgeschichten zu ersehen. (Ein kurzer Auszug der Regimentsgeschichten war als Anhang beabsichtigt.)

Mögen diese Zeilen ein Bild geben von den vielen Leiden, Mühsalen, Entbehrungen und von dem vielen Jammer, den unsere Vorfahren in der großen Entwicklungszeit Europas erdulden mußten, sowie von deren Heldentum, mögen sie aber auch zugleich als hehres Beispiel für unsere Kinder dienen und für uns sein in der neuen welterschütternden Zeit, in welcher ebenso laut und freudig der Ruf "Für Gott, Kaiser und Vaterland" erklang, als es galt, die raubgierigen Feinde von den Grenzen unseres Tirolerlandes fernzuhalten und unsere herrlichen deutschen Gaue gegen freche Eroberer und welsche Verräter zu schützen.

Zum Vergleiche mit der heutigen Ausrüstung führen wir die damalige Ausrüstung der bayerischen Soldaten an: Es hatte ein Infanterist
1. an Waffen: 1 Flinte, 1 Ladstock, 1 Cordons, 1 Bajonett, 1 Bajonettscheide, 1 Kugelzieher, 1 Schraubenzieher, 1 Säbel für den Grenadier (Gemeinen), 1 Kuppel, 1 Patrontasche, 1 Patrontaschenriemen und 60 scharfe Patronen;

2. an Kleidung: 1 Casquets, 1 Casquetsschweif, 1 Kokarde, 1 Huppen, 1 Chemis, 1 Rock, 1 Camisol, 1 tuchene Hose, 1 Hosenträger, 1 Komaschen, 2 Unterhosen, 2 Hemden, 2 Paar Schuhe, 1 Paar wollene Handschuhe, 1 Holzkoppen, 1 Halsbinde, 1 Turnister. — Zum Vergleiche der "Nachmusterungen" im damaligen Weltkriege dienen die bei jedem angeführten "Aushebungstage".

Die Toten des Jahres 1812 und 1813:

1 . Knitel Anton von Weißenbach, ausgehoben am 31. März 1810, starb bei der 1. Grenadier- und 2. kombinierten Kompagnie am 21. April 1813.

2. Hosp Martin von Lehen (Lähn?), ausgehoben am 2. April 1808, wurde bei der 1. Grenadier- und 2. kombinierten Kompagnie am 24. Oktober 1812 gefangen.

3. Koch Konrad von Untergarten, ausgehoben am 4. April 1810, wurde bei der 1. Grenadier- und 2. kombinierten Kompagnie am 24. Oktober 1812 gefangen.

4. Sprenger Andrä von Elmen, ausgehoben am 4. April 1810, wurde bei der 1. Grenadier- und 2. kombinierten Kompagnie am 28. Oktober 1810 gefangen.

5. Kehl Anton von Elbingen, ausgehoben am 3. April 1810, wurde bei der 2. Grenadier-Kompagnie als Korporal am 10. Oktober 1812 als vermißt in Abgang gebracht.

6. Gelb Thomas von Ebenbichl, ausgehoben am 3. April 1810, wurde bei der 2. Schützenkompagnie am 10. Oktober 1812 gefangen.

7. Maier Josef von Untergschwendt, ausgehoben am 2. April 1810, wurde bei der 2. Grenadier-Kompagnie am 1 . Jänner 1813 vermißt.

8. Schuller Johann von Oberbach (Oberlech?), ausgehoben am 3. April 1810, wurde bei der 2. Grenadier-Kompagnie am 13. Oktober 1812 vermißt.


Augsburger Hütte
augsburger hütte, parseierspitze, gatschkopf

der Landsturm
joseph anton koch, der landsturm, andreas hofer, 1809

Nauders mit Piz Mundin
nauders, via claudia augusta, piz mundin


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