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Die Wichtlmannlen
Die Wichtmannlen sind kleine Mannlen, die sich in Ställen und anderen finstern Orten aufhalten. Sie lassen sich selten sehen und sind gar scheu. Die größte Freude haben sie, wenn sie die Leute necken und tratzen können. Da binden sie zwei Kühe an eine Kette oder treiben den Kopf einer Kuh durch das enge Stallfenster hinaus. Wenn sich die Leute dann vergebens recht abarbeiten, um die Sache wieder in Ordnung zu bringen, lachen sie in den Winkeln laut auf. Geht man dann unverrichteter Dinge fort, laufen sie aus ihren Verstecken und machen den angestellten Schaden wieder gut. Vor etlichen Jahren trieb ein solches Wichtele in einem Bauernhaus zu Grins sein Unwesen. Kehrten die Leute von der Arbeit heim, fanden sie in der Stube alles von unterst zu oberst gekehrt. Die Tische und Bänke hatten die Füße nach oben, und aus allen Kammern waren Betten und Strohsäcke zusammengetragen. Man wusste lange nicht, wer das tue. Da hörte die Bäuerin, die einmal passte (auf der Lauer lag), in der Küche arbeiten. Sie ging nun zur Küchentüre und sah unten durch das Loch, das für die Hennen angebracht ist, hinein. Da stand ein Wichtmannl, kaum zwei Spannen lang, am Herd. Später ließ er sich nicht mehr sehen.
Mythen und Sagen Tirols - Johann Nepomuk Ritter von Alpenburg (1850)