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Der Praxer Geist am Roßbach bei Nassereith

Es war noch zur guten alten Zeit, wo noch keine Eisenbahn ging und alles per Achse ins Land geführt werden mußte. Es war noch die Zeit, wo das löbliche Handwerk der Fuhrleute blühte, welche die Ware und den Wein weit vom Ungarlande und von Italien herausführten. Da gab es viele Fuhrwerksbesitzer oder Frächter, auch Boten genannt, welche 12 — 16 eigene Pferde hatten. Im Winter bei guter Schneebahn hatten sie nebst der großen Fuhre noch 10 — 12 Schlitten anhängen. Je nach Fracht mußten sie an gewissen Orten, wo längere steile Stellen waren fünf bis sechs Pferde zur Vorspanne nehmen. Man hieß es das sogenannte Vorreiten. Die schwierigsten Stellen waren z. B. das Mörderloch, der Roßbach und der Fernpaß.

pferd, gespann
Es wird erzählt, daß am Fuße des Roßbach, wo heute eine Brettersage steht, einst eine alte Mühle stand, welche von einem alten Müller und zwei Kindern bewohnt war. Selbe hörten oft in der Nacht Peitschenknallen, Fluchen und Schreien, als wenn ein großes Fuhrwerk den Berg herunter käme. Auch sahen sie einen Mann in einem Fuhrwerkskittel mit einer Laterne und einer Eiskette in den Händen, den Berg auf- und abspringen. Dieser Geist soll einstmals bei einem Großfuhrwerk Praxer gewesen sein. Ein solcher Praxer hatte die Aufgabe, gut acht zu geben, daß nichts verloren geht, an steilen Stellen den Radschuh, die Tatzen oder die Sperrketten einzulegen, beim Auf- und Abladen behilflich zu sein.

Da geschah es einmal, daß dieser Fuhrmann bei Nacht mit einer schweren Ladung und bei Glatteis den Berg hinunter fuhr. Der Praxer sollte Tatzen und Sperrketten einwerfen, er tat aber einen greulichen Fluch mit den Worten: "Fahre zum Teufel!"

Das Fuhrwerk raste den Berg hinunter, direkt in den Mühlbach, wo alles drunter und drüber ging.

Als Leute zu Hilfe kamen, mußten sie den Fuhrmann tot unter den Pferden herausziehen, welch letztere zerschunden und zerstoßen noch eingespannt im Bachbett lagen. Und im Bach rann der reinste Wein. Ein Nassereither soll gesagt haben: "O Meiseel, dörrt bin i oacht Toag nimmer niechterr woerrde."
Aus: Außferner Bote vom 1. Feb. 1928; Nr. 9, S. 5


Marketenderin
marketenderin, kapellmeister, trachtengruppe, schnapsfass

Vils
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Simca 9 Aronde
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