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Joseph Anton Koch

Landschaftsmaler, Deutschrömer, Dante-Verehrer und ein Original




Ausschnitt aus den Fresken des 'Casa Massimo', aufgenommen von Sailko - Eigenes Werk, CC BY 3.0, Link


Geboren: 27. Juli 1768 in Obergiblen bei Elbigenalp
Gestorben: 12. Januar 1839 in Rom
Beruf: Maler von Landschafts- und Historienbildern



der Künstler Joseph Anton Koch (Karl Küchler, 1836)

krabachtal, schafe hüten
im Krabachtal
Joseph Anton Koch kam als eines von 12 Kindern des armen Kleinhäuslers Josef Koch - einem Zitronenhändler aus Lermoos - und der Anna Elisabeth (geborene Bortner von Koblenz) zur Welt. Acht seiner Geschwister verstarben jedoch bereits in jungen Jahren. Lediglich Joseph Anton und zwei Schwestern erreichten das Erwachsenenalter.

"Seine Schulbildung erhielt er bei Lucas Liskodin einem Waldbruder, welcher auf dem Oelberge bei Elbigenalp hauste." Früh bemerkte man die Begabung des Jungen, der sich die ersten künstlerischen Schritte als Autodidakt aneignete und bereits mit 9 Jahren im Jahr 1777 bei der Landvermessung durch Blasius Hueber (Atlas Tyrolensis) assistierte und sich als fleißiger Gehilfe hervortat. "Nun wurde aber seine Lieblingsbeschäftigung unterbrochen, indem seine jüngere Schwester mit Befehlen von Haus eintraf, daß er in Krabach hinter Steeg die Schafe zu hüten habe. Aber selbst da zeichnete er mit dem Stab in den Sand, mit der Messerspitze auf Baumrinden, mit Schieferstangen auf Steinplatten. Seine Mutter sammelte Verdienst halber, Alpenwurzeln, Kräuter und Pech, woher sie den Namen Pecherin erhielt und machte dabei nicht so schlechte Geschäfte, indem sie diese Gegenstände in's Ausland verhandelte. Da durfte mitunter auch Koch mit und kam sogar nach Augsburg vor den Weihbischof Baron von Umgelter, der bei einer Firmungsreise in's Lechthal seine Zeichnungen sah und das Talent zu unterstützen versprach."
"Zur 100jährigen Geburtsfeier des Maler Koch", in: Neue Tiroler Stimmen im Juli 1868

Er verließ daraufhin bereits als 15-jähriger das Lechtal, studierte jedoch erst in Dillingen Theologie, da seine Mutter einen Geistlichen aus ihm machen wollte und ihn aus diesem Grund schon früh dazu anhielt die Grundlagen der lateinischen Sprache zu lernen. In Dillingen fand er einen weiteren Gönner - den aus Bach (Winkl) stammenden Geheimrat und Prokanzler der Universität Dillingen Josef Anton Schneller. Schneller verstand, wonach Koch der Sinn stand und weshalb die theologischen Studien ihn nicht begeistern konnten. Er bat, dass der Weihbischof ihn mit nach Augsburg nahm und ihn bei dem Augsburger Bildhauer Ignaz Ingerle in die Lehre geben würde. Doch auch diese Lehrstelle war nicht nach Kochs Geschmack, da man ihn dort wohl auch recht hart behandelte. So musste er oft bis spät in die Nacht seinem Meister die Lampe halten, wurde er dann müde und schlummerte ein, war das Aufwachen ein hartes. Wieder fand er Unterstützung durch den Weihbischof Umgelter, woraufhin er ab 1785 die Karlsschule in Stuttgart besuchte.

koch obergiblen elbigenalp geburtshaus
Koch's Geburtshaus in Obergiblen


Karikatur - Joseph Anton Koch in Rom
vor seinem Gemälde 'Der Schmadribach'
Hieronymus Heß

rheinfall  schaffhausen  schweiz  deutschland
der Rheinfall bei Schaffhausen
Dort machte Koch große Fortschritte - man betrachtete ihn nicht selten sogar als Wunderkind. Zunächst das Kupferstechen erprobt, zog es ihn dann doch mit aller Vehemenz zur Malerei. Adolf Friedrich Harper und Philipp Friedrich von Hetsch waren seine Lehrer. In der Ausbildung bevorzugt in dem Genre Landschaftsmalerei unterwegs.

Als Koch auf seiner Studienreise zum Bodensee dem Rhein entlang abwärts bei Schaffhausen den Rheinfall erblickte, war er erschüttert und ergriffen zugleich und soll folgendes seinem Tagebuch anvertraut haben:
Aus: Das Erwachen des Genius von Franz Heinrich Pohl (1944)
"Es schien mir, als riefe mir der Gott des Rheins vom zackigen Fels zu: Steh auf handle, sei tätig mit standhafter Kraft, stemme dich gewaltig gegen Despotismus, reiß auseinander die schimpflichen Bande, welche fesseln, sei unerschütterlich wie der Fels, den ich bekämpfe..."

Nachdem er zu seiner Firmung ein Stipendium vom Augsburger Fürstbischof Clemens Wenzeslaus von Sachsen erhielt und er immer wieder als Malergehilfe zu verschiedenen kleineren Arbeiten herangezogen wurde, lehnte er sich aber wegen der allzu gestrengen Führung auf. Der Betreiber der Karlsschule, Herzog Karl Eugen, hatte die Auffassung, dass die angehenden Künstler sich ihren Unterhalt auch schon in der Ausbildung selbst erarbeiten müssten. Koch blieben drei Monate im Jahr, die er tatsächlich seiner künstlerischen Ausbildung widmen konnte. Der elitären Erziehung an dieser Schule inzwischen überdrüssig, reifte in ihm der Gedanke zu fliehen. Als der Intendant Christoph Dionysius Seeger ihn dann auch noch unangemessen hart bestraft hatte, setzte er diesen Gedanken in die Tat um.

Nach einer kurzzeitigen Inhaftierung wegen einiger Schelmenstücke als Sympatisant der Bewegung der französischen Revolution, flüchtete er 1791 nach Straßburg. Auf der Rheinbrücke empfingen ihn seine Freunde, wobei er sich noch auf der Brücke den Zopf abschnitt, um ihn seinem ehemaligen Vorgesetzten zu übersenden. Während der Zeit in Straßburg schien Koch immer wieder in Kontakt mit den hiesigen Jakobinern getreten zu sein. Offenbar konnte er sich aber einer gewissen Enttäuschung nicht erwehren, da der Kampf derselben weniger der Freiheit als vielmehr der Macht gegolten hatte. So interpertiert es zumindest Ernst Jaffé in seiner Abhandlung über Josef Anton Koch in der Zeitschrift des Ferdinandeums von 1905 (49. Heft).

Joseph Anton Koch
Koch etwa um 1795 (Eberhard von Wächter)
In den nächsten Jahren hielt Koch sich zumeist für ausgedehnte Wanderungen durch die Alpentäler in der Schweiz auf. Ab 1792 zunächst für fast ein Jahr in Basel, wo er - jakobinischer Neigungen verdächtig - zuletzt vom Bürgermeister ausgewiesen wurde. Sein Ruf dürfte ihm dabei vorausgeeilt sein, denn in Bern erging es ihm ebenso. Erst in Biel (Bienne) konnte er sich wieder für längere Zeit niederlassen. Sein nächster Aufbruch war dem Umstand geschuldet, dass ihm das Geld ausging und er sich mit Zeichnen über Wasser halten musste. Dazu reiste er nach Neuchâtel (Neuenburg; Neuenburger See) um dort die Bekanntschaft mit Dr. George Notts zu machen, dem Hofmeister Lord Langford's.

Als Notts nach Italien reiste, begab sich Koch den Sommer über in die Berner Alpen um im Herbst wieder nach Neuchâtel zurück zu kehren. Im Dezember erreichte ihn ein Brief von Notts aus Neapel, indem er ihn aufforderte ebenfalls dorthin zu kommen. Sofort machte er sich auf den Weg und wanderte schließlich über den Gotthardpass nach Mailand, Bologna, Florenz und Rom nach Neapel, wo er sich jedoch nicht all zu lange aufhielt, da er recht wenig Begeisterung für die Landschaft dort aufzubringen vermochte. Rom hatte ihm bedeutend besser gefallen und so begab er sich abermals auf die Reise.

In Rom angekommen lebte sich der Künstler schnell ein. Bald berichtete er, er hätte sich "mit einer braven jungen Hausgenossin" zusammengetan. Das Glück währte offenbar aber nur kurz wie er etwa um 1805 einem Freund schrieb: "Vor zwei Jahren war ich tödtlich krank; es grassirte hier eine Seuche... nämlich das Faulfieber. In meiner Wohnung lagen acht Personen auf den Tod, fünf starben, auch meine vielgeliebte ragazzina ging drauf, ich aber kam wieder auf die Beine und blieb seitdem gesund."

In Rom hatte gerade der deutsch-dänische Maler Asmus Carstens mit seinem Werk 'Die Nacht mit ihren Kindern' begonnen und einige seiner früheren Werke ausgestellt. Als Koch die Bilder Carstens erblickte war er außer sich vor Bewunderung. Sie haben ihn in seinen folgenden Arbeiten stark beeinflusst. Nicht nur stilistisch, sondern auch das Thema 'Antike' fesselte ihn.

Noch mehr aber war es Dante's Göttliche Komödie, die ihn in seinem künstlerischen Schaffen umtrieb. Der Maler Christian Gottlieb Schick schrieb am 22. Oktober 1802: "Er [Koch] ist, seit er die Hölle von Dante gelesen, vollends ganz und gar zum Teufel geworden; aus jedem Worte dieses Dichters will er ein Gemälde machen, und zum Ganzen einen geometrischen Plan von der Hölle entwerfen."
Tatsächlich beziehen sich fast alle Dante-Bilder Kochs auf das Inferno. Der Historiker Beda Weber bemerkt dazu: "Es waren mir wohl einige Commentatoren über die Divina Commedia bekannt, aber der beste war Koch mit den Bildern und Erklärungen, die er erläuternd beifügte, mit unglaublicher Einsicht in Dantes Zeit." und Wilhelm von Humboldt bemerkt: "Den Dante kennt vielleicht kaum [einer] in Italien genauer und wenige sind so in seine Poesie eingedrungen. Er [Koch] hat ein fortwährendes Studium daraus gemacht."

1797 betätigte Koch sich noch als Zeichner und beschäftigte sich darüber hinaus eingehend mit der Radierung, worauf er unter anderem auch Werke von William Shakespeare illustrierte. Erst um 1803 widmete sich Koch in Pisa vermehrt der Ölmalerei, um im Anschluss zahlreiche Landschaften rund um Rom in Öl auf die Leinwand zu bannen.

1805 trat er mit Cassandra Ranaldi von Olevano in den Stand der Ehe ein, welche ihm stets eine treue Gefährtin war und drei Kinder schenkte: Helena, Camillus (Chirurgie) und August (Mathematiker).
Im selben Jahr bot sich für Koch die Gelegenheit zur Mitwirkung an dem 'Atlas pittoresque' von Alexander von Humboldt, für welchen er etwa die Ansichten von Peru, den Cordilleren oder vom Chimborazzo als Stiche anfertigte oder nach seinen Vorgaben stechen ließ. Der Atlas erschien 1810 in Paris.

Die politischen Geschehnisse der Zeit um 1809 setzten ihm wirtschaftlich als auch persönlich immer mehr zu. Das beispiellose Gebahren der Franzosen in der 'Ewigen Stadt', der Raub an Kunstschätzen, all dies gipfelte letztlich in der Hinrichtung seines Landsmannes Andreas Hofer. Im Juni 1812 beschloss er dann Rom zu verlassen, um mit seiner Familie nach Wien zu ziehen und der bedrückenden Stimmung in Rom zu entfliehen.

noah  opfergabe  siegerbild  münchner akademie  1814  joseph anton koch
das Opfer Noah's

berner oberland, joseph anton koch, gemälde
das Berner Oberland von Joseph Anton Koch (1816); zeno.org

joseph anton koch  macbeth  hexen  ferdinandeum
Macbeth und die Hexen (Stich) von 1835
In Wien gab es eine Reihe alter Freunde Kochs, welche ihm in der ersten Zeit in der Kaiserstadt unter die Arme griffen. Mit der Zeit begann der Künstler einen Austausch mit den hiesigen etablierten und angehenden Talenten zu führen. Bis 1815 war er dort tätig, seinem Schaffen war jedoch in der Residenzstadt kein Erfolg beschieden und zu allem Ungemach kam noch hinzu, dass Kochs Gattin als Italienerin in dem für sie raueren Klima in Wien immer wieder kränkelte.
Auch gesellschaftlich konnte er nicht aufschließen, da neben den finanziellen Problemen auch standesgemäße Vorbehalte im Raum standen. Gerade in feineren Kreisen gab es augenscheinlich Getuschel, unter anderem wegen seines als 'roh' beschriebenen Auftretens.

"Sein Erscheinen war überhaupt für Oberflächliche ungenießbar. Von mittlerer Größe in's Beleibte übergehend, hatte er ein eigenthümliches Gesicht und Auge, das seinen innewohnenden Geist nicht vorschnell verrieth. Auch seine Manieren hatten etwas von der kecken Ironie seines Künstlertalentes, seine Sprache war mehr eigenthümlich, als gut und seine Kleidung oft kaum geziemend in Bezug auf Güte und Zuschnitt."
Aus: "Zur 100jährigen Geburtsfeier des Maler Koch", in: Neue Tiroler Stimmen im Juli 1868

Joseph Anton Koch
Koch im Jahr 1817 (Karl Philipp Fohr)

der landsturm, andreas hofer, 1809
der Landsturm (Wikipedia)
1816 kehrte er Wien den Rücken und zog in sein geliebtes Rom zurück. Als inzwischen geachteter Künstler und beliebter Mitmensch schuf er romantische Werke mit heroischen Landschaften und tat sich bald auch als Führer der deutschen Künstlerkolonie, den sogenannten 'Deutschrömern' hervor.
Für den von Koch hoch geachteten Minister Heinrich von Stein malte er in der Zeit von 1816 bis 1819 die Szene aus dem Tiroler Freiheitskampf des Jahres 1809, wobei hier die Landschaft in den Hintergrund treten musste, um der historischen Handlung den nötigen Raum zu lassen.

Koch genoss die Zeit in Rom. Im Sommer stand er oft zwischen 4 und 5 Uhr auf, um sich draußen vor der Stadt den vom Mittelmeer her kommenden Wind um die Nase wehen zu lassen. Auf dem Rückweg schaute er fast immer in der Kirche Santa Maria Maggiore vorbei, unter deren Säulengängen er rastete und die Messe hörte, um danach dem Kolosseum einen Besuch abzustatten und über das Kapitol in seine Wohnung zurück zu kehren.

Joseph Anton Koch 1830
Koch im Jahr 1830 (Friedrich Preller der Ältere)

etwa um 1832
etwa um das Jahr 1832 (Eduard von Heuss); Herkunft/Rechte: Alte Nationalgalerie, Staatliche Museen zu Berlin / Andres Kilger [CC BY-NC-SA]

Joseph Anton Koch um 1835
um das Jahr 1835

Joseph Anton Koch um 1837
um das Jahr 1837 (Philip Veit)


Apollo unter den Hirten
"Koch saß von früh bis spät mit seinem Pfeifchen vor der Staffelei oder beim Zeichnungstisch, ließ sich durch hohe Besuche nicht sehr unterbrechen und arbeitete bis in das Kleinste der Bilder. [...] Dabei war er von Künstlern gern gesehen und ihr Freund, welcher neidlos ihre Arbeiten prüfte und anerkannte. Er lebte einfach und sparsam, der Verdienst deckte nur die laufenden Auslagen. [...] Reich wurde er dabei nicht und wollte es auch nicht auf Kosten der Kunst werden, und tadelte dies sogar, indem er sagte: 'Das Hungerleiden des Malers und der Geiz des Patrons sind in vielen Bildern verewigt.'..."
"Zur 100jährigen Geburtsfeier des Maler Koch", in: Neue Tiroler Stimmen im Juli 1868

In den 1820er Jahren lief Koch letztlich zur Höchstform auf. Die Fresken in der 'Casa Massimo' bildeten Neuland für den Künstler. Waren doch Fresken bisher nicht sein Metier, wenn er schrieb: "Ich war genötigt und bin noch genötigt, in dieser mir neuen Arth zu arbeiten bey hierin Erfahrenern in die Schule zu gehen."
Julius Schnorr weiß über Koch zu berichten: "Koch, der schon vor längerer Zeit die Wände des Zimmers auszumalen übernommen hatte, dessen Decke von Philipp Veit gemalt war, war auch gleich bei der Hand, als ich zu arbeiten anfing. Ich bemerkte bei dieser Gelegenheit, daß ich noch nie die Lebensfülle und Frische dieses Mannes in solcher Muße kennen gelernt hatte, als sie sich bei der Arbeit zeigte, die er hier ausführte. Es ist gewiß keine Kleinigkeit, daß ein Mann in seinen Jahren, der nie vorher größere historische Sachen ausgeführt, am allerwenigsten al Fresco gemalt hatte, eine große Arbeit dieser Art übernimmt: noch mehr will es aber sagen, daß dieser seine Aufgaben mit so lebendigem Eifer und mit solcher Beharrlichkeit durchführt, wie er es gethan hat. Dabei war Koch auf eine Weise anspruchslos, die mich oft rührte und beschämte. Er, der berühmte Künstler, der bejahrte Mann, stellte sich hier ganz als Anfänger, als Schüler: jede Belehrung nahm er mit Dank an, und wollte man an seiner Arbeit irgend etwas bessern, so ließ er gewähren und machte wohl gar den Handlanger. Konnte er nicht zurecht kommen, so klagte er sich auf das Bitterste der Ungeschicklichkeit an und forderte mich auf, ihn zu schelten: 'zause Sie mich bei de Ohre, wenn ich's nicht recht mache,' sagte er öfters in seinem Tiroler Deutsch."
Sein Werk hatte schließlich - erneut - Dante's göttliche Komödie zum Thema und entstand in den Jahren von 1825 bis 1829.

Ein Brief des Künstlers Joseph von Führich an die Familie in Prag enthält folgenden Text: "So ein Mann ist mir im Leben noch nicht vorgekommen, diese kindliche, fast kindische Schlichtheit bei soviel Meisterschaft, dieser Lebensmuth, diese Jugendlichkeit und productive Kraft bei diesem Alter. Es würde Euch unendlich freuen, wenn Ihr ihn kennen solltet. Er stapft bei seiner nicht unbedeutenden Corpulenz trotz jedem Jungen in und um Rom herum, wobei er sich eines ungeheuer langen und dicken Knotenstockes bedient, von den hiesigen Künstlern aus Scherz die Ramme genannt. Damit stößt er auch gegen die Thüren, um seine Gegenwart kund zu geben, wenn ihm nicht gleich aufgemacht wird."

Später hatte er durch ein Gichtleiden Schwierigkeiten zu malen. Die zitternde Hand zwang ihn häufig die Arbeit an seinem letzten Werk 'Der Raub des Ganymed' zu unterbrechen. Mehrere Bekannte und Freunde - wie etwa der österreichische Staatsmann Rudolf von Lützow oder der Legationsrat August Kestner und Peter von Cornelius - verwendeten sich, dem alternden und kränklichen Freund und Bekannten den Lebensabend zumindest monetär zu stützen. Kaiser Ferdinand 'der Gütige' sicherte ihm daraufhin eine jährliche Pension von 600 fl. zu. Ein Schlaganfall ließ ihn nach mehreren bedrohlichen Schwindelanfällen jedoch nicht allzu lange in den Genuss dieser Pension kommen. Am 12. Jänner 1839 verstirbt Koch im Palazzo Galoppi und wurde zu guter Letzt im Vatikan auf dem Campo Santo Teutonico zur letzten Ruhe gebettet.

"...einer der größten Maler seiner Zeit, zugleich der edelste Mensch und der wärmste Vaterlandsfreund. Schöpferische Genialität, poetische Auffassung der Natur, Großartigkeit und Anmuth in der Bewegung und Form, und Wahrheit im Ausdrucke werden in Kochs Bildern von den Kunstrichtern einstimmig anerkannt – von Allen bewundert..."
Tirol und Vorarlberg - Johann Jakob Staffler (1841)

Mit Joseph Anton Koch kam aus dem Außerfern ein Künstler, welcher zu seiner Zeit annähernd Weltruhm erlangte und einen ausgezeichneten Ruf bei Kunstkennern genoss. Er sprach italienisch, französisch und in Maßen auch Latein. Trotz des Erfolgs lebten Koch und seine Familie stets in eher ärmlichen Verhältnissen.

"Allein wenn von Genie, nicht bloß Talent, die Rede ist, so ist nur eine Stimme in Rom, dass er darin ohne alle Frage die meisten deutschen Künstler übertrifft... [...] Dabei besitzt er einen eisernen Fleiß und ist, was doch sehr viel ist, mitten im Kampf mit oft wirklich furchtbaren Mangel, der Kunst, die ihn selten belohnt hat, nie untreu geworden..."
Wilhelm von Humboldt, 1809

Koch war ein Naturkind im besten Sinne des Wortes, freiheitsliebend und aufrichtig, temperamentvoll und voller Humor, gutherzig und neidlos - bestimmt und charakterstark in seinen Überzeugungen.
"Keine Lüge nicht einmal aus Not oder im Schmerz konnte er sagen und so unbekannt war er mit der Unwahrheit, daß wir oft herzlich gelacht mit ihm haben, wenn er gleich einem Knaben, zuweilen das Unwahrscheinlichste, was ihm erzählt war, geglaubt hatte", erzählt Kestner.
Mitunter viele aus seinem Bekanntenkreis nahmen ihn ohne Häme als 'kindlich reine Natur' wahr. Das Wesen ganz ohne Neid, mit Herzensgüte und immer bereit, die besten Erfahrungen gerade den jüngeren Künstlern zu vermitteln, erklärt die große Beliebtheit bei seinen Zeitgenossen.
Daraus resultierend war ihm wohl von oberflächlichen Geistern oft nicht die gebührende Achtung entgegengebracht worden. Alljene, die sich ihm auf tiefgründige Weise näherten, erkannten in der Regel sofort seine Empfindsamkeit, Geistestiefe und Fähigkeit zu emotionalem Konnex. Fast immer folgte einem unvoreingenommenen Kennenlernen mit Koch eine tiefe, beständige Freundschaft.

"...erhielt seine unverwüstliche Ehrlichkeit, seine unbestechliche Wahrhaftigkeit und seine tiefe Kunstkenntnis eine scharf einschneidende Kraft in die innerste Seele eines jeden Menschen, furchtbar der windigen Eitelkeit und Selbstgenügsamkeit, aber überaus erregend und reinigend für Jeden, dem es um Wahrheit und Bildung zu thun war..."

Quellen


  • Zur 100jährigen Geburtsfeier des Malers Koch, in: Neue Tiroler Stimmen im Juli 1868
  • Joseph Anton Koch - Sein Leben und sein Schaffen, von Dr. Ernst Jaffé (1905)
  • Kunst und Künstler des 19. Jahrhunderts - Josef Anton Koch, Theodor von Frimmel (1886)


  • Grän
    grän, pfarrkirche, st. wendelin

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    schachen, schachenschloss, könig ludwig ii., königshaus

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