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Bad Kreckelmoos

Das Schwefelbad am Tauern



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Das 'Daura'-Bad


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1450 wird durch die beiden Brüder Klammer (Hans Klammer zu Ruty) im Kreckelmoos ein Weiher angelegt. Ob er mit einem bestehenden Bad zu der Zeit in einer Verbindung stand, lässt sich nicht mit Bestimmtheit sagen.
Die Namensgebung von Kreckelmoos ist nicht gesichert. Nahm man 1875 noch an, "daß das Moos weder von den Deutschen noch den Römern, sondern schon früher von den Kelten seinen Namen hat", wurde später unter anderem das 'Krähenmoos' in Betracht gezogen. Als weitere Möglichkeit nennt man eine Ableitung aus einem dem Appenzeller Dialekt entlehnten Wort "Krekel" (chreckel = Waldung, Gehölz mit verkrüppelten Bäumen) [1].

Im Kreckelmoos bei Breitenwang wird 1555 eine 'Badehütte' errichtet. Bereits sechs Jahre später wird die einfache 'Hütte' durch ein 'festes Haus' ersetzt, woraufhin der Badebetrieb zunimmt und sich schon bald als eine ausgesprochen beliebte Badeanstalt etabliert. In einem Beitrag über das Tauernbad schreibt man 1952: "Das Kreckelmoos war damals noch ein richtiges 'Bauernbadl' mit primitiver Einrichtung, wo beide Geschlechter nur durch 'Firhäng' oder hölzerne Zwischenwände voneinander getrennt waren... [...] ...man berichtet aber auch, daß ganze Krüge von Wein auf den Brettern, die über die Badewannen gelegt worden waren, bereits standen. Es galt die Losung 'Außen Wasser, innen Wein, laßt uns alle fröhlich sein'...". Ab dem Jahr 1602 folgen unter dem "Bader und Wundarzt" Jakob Riple weitere, umfangreiche Aus- und Zubauten, welche es zu einem stattlichen 'Heilbad' und einer ersten attraktiven Badeanstalt machen.

Um das Jahr 1700 scheint die Schwefelquelle allerdings wieder zu versiegen und das Bad muss vorerst aufgelassen werden.
1719 gehen der damalige Bürgermeister von Reutte und der Handelsfaktor Johann Amann (Amman), ebenfalls ein Reuttener, daran das Bad mit einem umfassenden Ausbau zum Kurhaus zu erweitern. Ein neues Badhaus mit einem großen Kupferkessel bilden das Kernstück der Anlage, in welche das heilsame Schwefelwasser eingeleitet wird. 5 Kreuzer an Badegeld pro Tag und Nutzer erhält der Betreiber, er muss jedoch den Reuttenern die Abfüllung von Schwefelwasser unentgeltlich zur Verfügung stellen.

1758 tritt Dr. Peter Paul Mayr in Reutte seinen Dienst als Gemeindearzt an. Er gilt als ein großer Förderer des Schwefelbades in Kreckelmoos.
An das Bad wird auch bald eine Gaststätte angebaut, in welcher Speisen und Getränke serviert werden. Auch Stallungen finden sich auf dem Anwesen, ebenso wie ein angelegter Fischteich.

1783 lässt Paul Mayr das Resultat der vorgenommenen chemischen Untersuchung der Badquellen mitsamt einem Prospekt ("Beschreibung des Daurenhofer Sauerbrunnens und des sogenannten Krecklmoser Bades, bei Reutti in Tirol") in Druck legen.

Selbst Ärzte in weiter entlegenen Orten, beispielsweise aus Kempten, schickten Kranke 'hohen und niederen Standes' ins Heilbad Kreckelmoos. Aber auch illustre Gäste, wie etwa der Gouverneur Gottfried Graf von Heister - seines Zeichens Landeshauptmann von Tirol - suchten das Bad öfter auf [2].

Auf einem Wappenfeld an der Fassade des damaligen Bades findet sich folgende Infschrift: "1787 haben dieses Dauernhofer oder Krecklmoser Bad Josef Karl von Strelle [Strele] und seine Jungfern Schwestern Johanna und Franziska zum sehr bequemen Gebrauch ohne Rücksicht großer Kosten dem Publiko zu Lieb wieder hergestellt."
Zur selben Zeit scheint der k.k. Postmeister Ignaz Falger als Betreiber der Anlage auf.

1791 wird die Kuranstalt nochmals einer umfangreichen Sanierung unterzogen und zum Beheizen des Kessels darf Amann auch Holz vom nahe gelegenen Tauern beziehen.
Im April 1828 gelangt das Badanwesen nach einem Konkursverfahren aber dann zur Versteigerung. Noch Jahre später wird das Bad in diversen Schriftwerken lobend erwähnt: "...in einer lachenden Lage im Bade Kreckelmoos eine doppelte Gesundquelle dem Boden entströmt..."
Einige Notizen über den Pfarrbezirk Breitenwang, Kögl Josef (1830)

Oder hier: "...südlich von Breitenwang am westlichen Ende des Tauren entspringt eine Mineralquelle zu einer Badeanstalt, im Kreckelmoos genannt, mit bekanntem Erfolge benützt. Dabei ist ein herrliches Gebäude mit einer Kapelle aufgeführt, ähnlich einem Kloster, weil der Erbauer Jakob Magnus Amman, wie man sagt, hier ein Kapuziner-Kloster zu gründen beabsichtigte..."
Tirol und Vorarlberg; Johann Jakob Staffler (1841)

Die neuen Eigentümer der Badeanstalt denken tatsächlich an eine Reaktivierung und geben die Planung eines Schwefelwasser-Pumpwerkes in Auftrag. Aber schon kurz nach der Auftragsvergabe beschließt man aufgrund eines Gutachtens von dem Vorhaben abzusehen. Es erscheint einfach nicht mehr rentabel.

Das Bad scheint aber zumindest als Abteilung des neuen Krankenhausbetriebs noch einige Zeit bestanden zu haben, wie ein Zeitungsartikel aus dem "Neuen Außferner Boten" vom 12. Dez. 1936 beweist:
"...unweit des Krankenhauses befindet sich das Kurhaus. Im Parterre laden zwei gemütliche und geschmackvoll eingerichtete Gastlokale die Wanderer und Spaziergänger zu wohltuender Stärkung ein. Im ersten Stock sind die Bäder, die bei dem Neubau im Jahre 1926 neueingefaßt und abermals chemisch untersucht wurden. Dr. Obojes schreibt in einer Abhandlung über Kreckelmoos: 'Als Schwefelbitterquelle wird das Bad besonder bei Verdauungsstörungen, bei chronischen katharrhalischen Zuständen der Gallenwege und des Darmtraktes, Fettsucht, zur Trinkkur empfohlen. Auch Diabetiker finden vorteilhafte Beeinflußung ihres Leidens. Die Schwefelkomponente, die noch durch Zusatz von Schwefelleber verstärkt werden kann, bringt Heilung und Linderung bei Gicht, chronischem Gelenksrheumatismus und Neuralgien. Auch für die in der neueren Medizin besonders geschätzten balneologischen Nachbehandlung ist ein Badeaufenthalt in Kreckelmoos besonders angezeigt. Neben einer allgemeinen Reizwirkung des Wassers auf die Haut, welche eine leichte Steigerung der Zellen und Gewebe hervorruft, und daher einen Impuls auf den Ablauf des Lebens beinhaltet, hat das Quellwasser eine spezifische Wirkung dank seines Mineralgehaltes. Es ist auch die Einrichtung getroffen, aromatische Zusätze zu geben, dann Halleinersole; auch hydroelektrische und Kohlensäurebäder können verabreicht werden...' ..."

Der Wandel vom Bad zur Allgemeinen Heilanstalt


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Bilderreihe aus dem Inneren der Heilanstalt von Ingo Humer
Ausferner Bote vom 20. März 1924
"Reutte, 14. März. (Bad Kreckelmoos.) Die Rekonstruktionsarbeiten im Bade Kreckelmoos machen unter der Leitung des Herrn Oberst Stößl riesige Fortschritte. Mitte Oktober wurde mit der Zurichtung des Holzes für den großen, ganz neu hergestellten Dachstuhl begonnen. Am 23. Dezember 1923 wurde das ganze Gebäude unter Dach gebracht. Seither bemerkte man von weitern Arbeiten nicht viel und Nichteingeweihte glauben, daß im Winter in Kreckelmoos nicht gearbeitet wird. Doch dies verhält sich anders. Schreiber dieser Zeilen besichtigte kürzlich wieder das althistorische Gebäude von Innen und war ganz erstaunt über die Masse von Arbeit, welche innerhalb 2 Monaten von wenigen Arbeitern hier geleistet wurde. Alle 34 Räume sind bereits notdürftig bewohnbar, sauber hergerichtet und harren nur noch der feineren Arbeiten. Von den Kellern bis zum Dachboden herrscht überall musterhafte Ordnung, alles befindet sich auf seinem Platze. Bei allen Arbeiten ist der Herr Oberst besonders bedacht, das Alte soviel als möglich zu erhalten. Da werden alte Türen deren Holz eben noch frisch ist, sorgfältig zusammengezimmert und mit den alten, massiven Beschlägen versehen, dort wird wieder ein alter schöner Kachelofen neu aufgesetzt; die Holz-Plafonds werden sorgfältig vom alten Schmutze befreit, gewaschen und gebürstet und mit Leinöl getränkt, so daß sie wie neu hersehen. Kurz, es ist eine Freude, die zielbewußte Arbeit im altberühmten Bade Kreckelmoos zu verfolgen und wir hoffen, daß schon im kommenden Sommer das Gebäude wieder der Oeffentlichkeit zur Verfügung steht."

dieser Tage ging das altbekannte Schwefelbad Kreckelmoos bei Reutte aus dem Besitze des Herrn Kußtatscher in die Hände des Ordens der Barmherzigen Brüder über, der das Bad zu einem Heilbad mit Sanatorium ausbauen will
Innsbrucker Nachrichten vom 22. Jänner 1925

1925 übernimmt der Orden der Barmherzigen Brüder das altersschwache Gebäude. Das Bad steht weiterhin in Betrieb, ein Großteil des Gebäudes wird jedoch einer neuen Verwendung zugeführt.

1926 wird der Umbau des ehemaligen Kurhauses zu einem Allgemeinen Krankenhaus nach dreijähriger Bauzeit abgeschlossen. Am 12. Dezember erfolgt die Einweihung durch Bischof Sigismund Waitz [3].
Im Oktober 1927 geht man daran, die Heilanstalt um eine Leichenhalle und einen Sezierraum zu erweitern.

1951 kommt es unter der Leitung des Paters Prior Ignatius Conradi und der Mithilfe der beiden großen Reuttener Industrien (Metallwerk Plansee und Textilwerke) zu der Inbetriebnahme der neuen "Internen Abteilung", welche zu Beginn des Jahres 1952 ihre Arbeit aufnehmen kann [4].

Der Dienst an den Kranken und Verwundeten endet schließlich 1968 in den alten Räumlichkeiten, noch im selben Jahr geht das neue Bezirkskrankenhaus in Ehenbichl in Betrieb.

Einzelnachweise


1. Außerferner Nachrichten, 14. Jänner 1984; heimatkundlicher Beitrag von Christian Singer
2. Außerferner Nachrichten, 21. Jänner 1984; heimatkundlicher Beitrag von Christian Singer
3. Anmerkung Dr. Richard Lipp
4. Ausserferner Nachrichten, 14. April 1951


Hotel Ammerwald
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Gasthof Post
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