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Vom Wildern (1870)


Angelehnt an: Innsbrucker Nachrichten vom 11. Feb. 1871
Der Hund des Jägers Jakob Preu wittert eine Fährte - der nimmt das Gewehr in die Hand und stellt sich ins Dickicht. Das regnerische Wetter und die über die Freifläche am Widderegg dahinziehenden Nebelfetzen begünstigen das Vorhaben Preu's. Der Jagdgehilfe tut es ihm gleich.

Eine Gestalt schreitet auf die Versteckten zu, da springt der Gehilfe auf und schreit: "Jakob Hohenrainer, du Malafizlump wirf die Büchse fort!"

Der Angerufene ergreift die Flucht, indem er noch seinen Schnearfsack abwirft und mit großen Sprüngen den nahen Fichten zuläuft. Der Jäger und auch sein Gehilfe selbst waren nicht mehr die Jüngsten, an Flinkheit dem Wilddieb jedenfalls unterlegen. Der Gejagte wusste um seine Schnelligkeit und kannte sich in dem Gelände gut aus, wusste auch, wo er sich verstecken konnte - um die Gefahr abzuwarten.

Der Jäger und sein Gehilfe warteten noch eine Weile und berieten sich über das weitere Vorgehen. Mit der Jagd würde es heute nichts mehr werden und so beschloss man, ins Tal abzusteigen.

Der Wilderer konnte von seinem Versteck aus den Weg, den die beiden anderen einschlugen, gut einsehen. Den Gehilfen ließ er passieren, erst als der Jäger selbst unweit des Unterschlupfes vorbei kam und von einer Kuppe aus Ausschau nach dem Wilddieb hielt, krachte plötzlich ein Schuss. Der Jäger strauchelte, erhob sich dann aber und rannte, aus Furcht der Kontrahent könnte zu einem weiteren Schuss anlegen, hinab in Richtung des Fischerhauses am Plansee, sich selbst während des Laufens auf Blutverlust oder eine Verwundung untersuchend. Da war ein Streifschuss am rechten Oberarm - gottlob nichts Schlimmeres.

In dem Fischerhaus angekommen, wurde der Jäger sogleich von den anwesenden Zollwachmännern versorgt und nach Hause geleitet, woraufhin der Vorfall auch bei der Gendarmerie zur Anzeige gebracht und noch in der selben Nacht der Wilderer verhaftet wurde.

Jakob Hohenrainer, vulgo Primus, von Mühl gebürtig war 39 alt, mit braungelockten Haaren und braunem Schnur- und Backenbart, verheiratet, 1 Kind.

Jakob Preu, königlich bayerischer Jagdgehilfe, ein etwas älterer Mann mit schwarzen Haaren und schwarzem Vollbart, teils mit grauen Strähnen durchzogen.

Beide dienten in früheren Zeiten in Hohenschwangau als königliche Jagdgehilfen und waren angesehene Leute, bis Hohenrainer 1858 entlassen wurde.

Wilde Gerüchte umranken den Hohenrainer. So soll er beispielsweise in einer Anstellung in Augsburg einen Wilderer erschossen haben, ein anderer sei spurlos verschwunden.
Das Hohenrainer ein bewegtes Leben führte, davon gibt zumindest sein Körper selbst beredtes Zeugnis - nicht weniger als 13 verheilte Schusswunden überzogen denselben.

Das Urteil lautete schließlich auf 3,5 Jahre schweren Kerkers mit allmonatlichem Fasttag als Verschärfung, sowie der Zahlung des Schmerzensgeldes von 25 fl. an Preu und der entstandenen Gerichtskosten.


Kunstdruck - das Fischerhaus am Plan See
fischerhaus, plansee


Hanauer Hütte
Pfafflar, Hanauer Hütte

Dolch von Perjen
bronzezeit, dolch, perjen, landeck

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