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Das Planseegebiet unter Kaiser Max

Jagdgeschichtliche Studie von Hans von der Trisanna



aus: Allgemeiner Tiroler Anzeiger vom 9. Oktober 1926
jagd fischerei plansee kaiser maximilian
Jagdszene am Plansee
"...Es sind an die 30 Jahre her, als ich Gelegenheit hatte, an einem schönen Wintertage eine Fahrt von Reutte über den Plansee zur Hirschfütterung im Ammerwalde mitzumachen. Damals gab es daselbst und auch in anderen Jagdgebieten im Außfern, wie im wildreichen „Schwarzwassertal", massenhaft Hirschen und solche Hirschenfütterung bot dem Neuling ein wahres Schauspiel. Diese Gebiete gehörten damals als gepachtete Teile zu den Jagdrevieren des jagdfrohen Prinzregenten Luitpold von Bayern. Ueber die Schönheiten einer solchen Fahrt und über die Fütterung der in Mengen zu den Futterstellen erschienenen prächtigen Jagdtiere allein ließe sich ein Buch schreiben. Ich versetzte mich zurück in die Zeit des kühnen Gemsenjägers mit der Krone, an Kaiser Max, an den wir Tiroler uns so gerne erinnern. Der Plansee hat zu seiner Zeit eine Glanzzeit gesehen. In dem zu Berühmtheit gelangten Jagd- und Fischereibuch Kaiser Maximilians findet er besonders rühmliche Erwähnung. Darin ist der Wildreichtum der Gegend um den Plansee besonders vermerkt und im Fischereibuch des weidlustigen Fürsten, entstanden 1502, steht u. a.: „Aiterwangersee — so hieß damals das ganze Seegebiet — der hat innen golt und grünverchen. welkhen und prächsen. Und das ist ein sonder lustiger nützlicher see eines landsfürsten, dann ime solch forchen in dreien tagen gen Augsburg oder in zwaien tagen gen Insprugg lebendig gebracht mugen werden. Mag auch sonst lust darauf haben mit Hirschen oder gembsen zu jagen, mag auch beide gejaid wohl bären und wieweil mit der Segen fischen bis das gambswild in die Wand steht. Alsdann mag er das selbe anschießen oder ausfeln. Und nach solche Gejaide und vische mag der Landesfürst mit seinem Frauenzimmer botschaften und hofgesind bei diesem see die guaten goltvorchen absieden lassen und also ein praget mit dem gefangenen wildpret sich als am gstat zu erlegen nach derzua freid und lust mit tanzen haben."

Im Jahre 1494 richtete Kaiser Max von Füssen aus, woselbst er öfter weilte, ein Schreiben an den tirolischen Landesfürsten Erzherzog Sigmund, den Münzreichen, in dem er sich mit dem Herzog Wilhelm von Bayern zur Eberjagd am Plansee anmeldet. Die Gegend war besonders reich an Wildschweinen. Wie aus den Aufzeichnungen des vorbezeichneten Jagdbuches zu entnehmen ist, gab es bis zum Ende des 15. Jahrhunderts in unserer Gegend noch Steinböcke, wurden aber leider ausgerottet. Im Besitze einer Bürgersfamilie in Reutte befindet sich noch ein altes Gemälde, darstellend eine Steinbockjagd am Thaneller. Der Gemeingefährlichkeit halber war sonst das „Perngejaid" (Bärenjagd) bis auf wenige Wildbanne frei. Einen solchen Wildbann bildete der große Ammerwald. Auf der Burg Siegmundskron schrieb der Kaiser sein Buch über das tyrolische Fortifikationswesen: „Visierung und Contrafect des Gebeu und Befestigung." Von dort aus, so wie von Füssen, unternahm er seine Jagdzüge in die Planseegegend. Mit ganz besonderer Vorliebe betrieb der kaiserliche Jagdherr auch die Falkenbeize. In seinem Erinnerungsbuch: „Gejaidt, Valknerey und Vischerey" ist unsere Gegend wieder besonders vermerkt. So heißt es: „Item zu Augsburg und zwey Tagereisen davon in Allgäu und Oberlech vahet man Valkhen, sein so gut wie die im Elsaß." Maxens Falken- und Reiger-Beizen an der Ernberger Klause und im Lechtal sind uns vielfach überliefert. Seine Gäste waren dabei die Zollern, Oettingen, Freiberge, Montfort, Limburger, Werdenberger usw. Auch die Kaiserin weilte am Plansee. Der Historiker Hormayr hat mit unendlichem Fleiß im Jahre 1842 die „goldene Chronik von Hohenschwangau, der Berg der Welfen, der Hohenstaufen und der Scheyern" zusammengestellt und herausgegeben, in der er insbesondere des Plansees und dessen Bergwelt gedenkt.
Man behauptet vielfach,daß auch Kaiser Ludwig der Bayer der Jagd in der Planseegegend oblag. Quellenmäßig läßt sich dieses aber nicht Nachweisen, auch dies ist sehr fraglich, ob er vielleicht auch in diese Gegend gekommen sein mag beim Besuche seiner Lieblingsstiftung Ettal. Zwischen „Seespitz" und „Forelle" längs des Plansees befindet sich allerdings der „Kaiserbrunnen", den der bayerische König Max II. zur Erinnerung an den Aufenthalt seines großen Ahnen errichten ließ. Es dürfte aber lediglich auf die Anwesenheit Kaiser Maximilians zurückzuführen sein...

In der Planseegegend und im Ammerwald wurden zu dieser Zeit eigene Jagdhäuser errichtet. Der Kaiser kam öfters mit hohen Jagdgästen und großem Gefolge. Mit ganz besonderer Vorliebe hielt er sich in den Bergen zwischen Loisach und Lech auf und oblag besonders der Gemsenjagd. Im Oktober 1518 nahm Max den letzten Abschied von dem in stiller Ruhe zwischen mächtigen Steilbergen eingebetteten See und von seinen geliebten Planseebergen. Er starb bald darauf am 12. Jänner 1519.

Heute fahren die Autos vorüber und zahlreiche Fremd ziehen die Planseeufer entlang. Das Wild ist weniger geworden und hat sich in die unwirtlichen Höhen zurückgezogen. Es flieht den Lärm der Straße. Der Plansee geht zwar einer neuen Glanzzeit entgegen, aber einer ganz anderen wie zu Maxens Zeiten, nämlich der Glanzzeit des Fremdenbesuches...­"


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