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Am Erdbeben-Herd von Lermoos (1930)
Aus: Ingolstädter Anzeiger vom 12. Feb. 1930
Der Herd des jüngsten Erdbebens ist nach einer Mitteilung der Erdbebenwarte München bei Lermoos zu suchen. Dort waren auch die Auswirkungen des Bebens am stärksten. Am schwersten wurde das Berwanger Tal heimgesucht. In Breitenwang erhielt der Gewölbebogen der Pfarrkirche im Innern einen Riß. In Lechaschau verursachte das Beben Risse an Mauern und Decken. In Ehenbichl sind Schäden an den Dächern, Kamineinstürze und Mauerrisse zu verzeichnen, ebenfalls in Pflach und Wängle. Schwer in Mitleidenschaft gezogen wurden besonders die erst renovierte Pfarrkirche in Wängle, deren Seitenwand einen fast handbreiten Riß bekam; außerdem ist noch ein breiter Spalt zwischen Turm und Kirchenwand sichtbar. Vom Gaichtberge gingen drei Muren nieder, ohne jedoch im Tale Schaden anzurichten. Eine davon war so breit, daß sie von Reutte aus mit unbewaffnetem Auge wahrgenommen werden konnte. In Pinswang und Musau weisen mehrere Häuser Risse auf. Mauern bröckelten ab.
In Vils gerieten selbst Menschen durch Deckeneinstürze, die sich im Pfarrhaus uns in anderen Gebäuden ereigneten, in Gefahr. Das Mauerwerk der Kirche wurde beschädigt. Vom Glockenturm stürzte ein Fensterladen in die Tiefe. In Heiterwang fielen die Bilder von den Wänden. Zehn Kamine stürzten ein. In Berwang selbst sind mehrere Schornsteine eingestürzt und an gemauerten Häusern Risse und Sprünge entstanden. In Rinnen war es besonders arg. Oefen und Schornsteine stürzten ein. Die Gebäude zeigen Risse, die bis zu zehn Zentimeter breit sind. Auch in Namlos und Kelmen sind viele Schornsteine eingestürzt.
Die Kapelle in Kelmen hat derartige Sprünge und Löcher erhalten, daß sie abgetragen werden muß.