Jäger Martin
Geburts-, Wohn-,
Arbeits- oder Wirkungsort
Bichlbach
Sterbejahr
1930
Kaplan am Sanatorium an der Kettenbrücke in Innsbruck
5
Aus: Außferner Bote vom 10. Dez. 1930
Bichlbach. Wie wir aus Innsbruck erfahren, verschied am Feste Maria Empfängnis im Sanatorium der Barmherzigen Schwestern an der Kettenbrücke im 46. Lebensjahre unser Ortskind Hochw. Herr Martin
Jäger, der durch 16 Jahre hindurch als Kranken- und Schwestern-Seelsorger dort eine außerordentliche ersprießliche Tätigkeit entfaltete. Hochw. Herr Kaplan Jäger wurde in jungen Jahren Doppelwaise und hatte
eigentlich keine engsten Angehörigen mehr. Sein ausnehmendes Talent führte ihn zum Studium, das elterliche Vermögen ermöglichte dies. Seine Gymnasialstudien vollendete er in Brixen, wo er trotz stetiger Kränklichkeit ständiger Vorzugsschüler war. Die theologischen Studien betrieb Kaplan Jäger ebenfalls im Brixener Seminar. Die ersten Jahre seiner Seelsorgs-Tätigkeit führten den jungen Kooporator nach Wiesing, Trins, Flirsch, Kematen und Weerberg. Wegen ständiger Kränklichkeit mußten dem jungen Priester solche Seelsorgarbeiten zugewiesen werden, die körperlich weniger Strapazen verursachten. Nach längerer Anstaltsseelsorge in Wien kam der nun Heimgegangene in das bestbekannte Sanatorium an der Kettenbrücke, wo er bis zu seinem Tode segensvoll wirkte. Ein hartnäckiges Lungenleiden raffte den eifrigen Priester in der Vollkraft der Mannesjahre dahin. Schon vor zwei Jahren litt Kaplan Jäger, bereite von allen Aerzten rettungslos aufgegeben, an einer schweren Bauchtuberkulose. Damals machte der tiefgläubige Priester eine Wallfahrt zur hl. kleinen Theresia nach Frankreich und kam gesund zurück. Kaplan Jäger, der mit vorzüglichen geistigen Fähigkeiten ausgestattet war, hatte u. a. über Auftrag seiner Bischöflichen Gnaden die Geschichte der Barmherzigen Schwestern geschrieben und deren Ordensregeln neuzeitlich reformiert. Das Sanatorium an der Kettenbrücke verliert mit ihm einen eifrigen, erfahrenen Krankenseelsorger, wie man ihn nur selten findet, einen musterhaften Priester und klugen Berater. Er gab seine Seele dem Schöpfer in dem Augenblicke, als er gerade noch die am Krankenlager erschienenen Barmherzigen Schwestern segnete. Have pia anima!