Gundolf Johann
Geburts-, Wohn-,
Arbeits- oder Wirkungsort
Nesselwängle
Sterbejahr
1925
Pfarrer
332
Aus: Ausferner Bote vom 25. Juni 1925
Nesselwängle. Wir konnten es schier nicht glauben, als am Freitag, 19. Juni, das Dorf die traurige Kunde durcheilte, daß ein edles Priesterherz zu schlagen aufgehört hat. Um Gesundung von seinem Leiden zu suchen, hat Hochw. Herr Pfarrer Gundolf am Montag, den 15. Juni das Sanatorium in Innsbruck aufgesucht. Und schon am Samstag derselben Woche brachte Herr Brauereibesitzer Adler, dem für seine selblose Mühe auch an dieser Stelle der herzlichste Dank ausgesprochen sei, was sterblich war an unserm lieben Pfarrer zurück.
Am Sonntag fand die feierliche Beisetzung unter großer Teilnahme seitens der hochwürdigen Mitbrüder der Gemeinde und der Umgebung statt. Was Herr Pfarrer Gundolf seiner Gemeinde war, hat sich dabei gezeigt, kein Auge blieb trocken. Sie haben einen guten Mann begraben, mir aber war er mehr!
Priesterwirken will still und ungekannt durch die Welt gehen. Dafür reden umso lauter die Denkmale des nimmermüden Mannes, die er in der Kirche und Gemeinde zurückläßt. Was unser Hochwürdiger Herr Pfarrer für die Zier des Gotteshauses getan, das kann der am besten beurteilen, der dasselbe noch im Jahre 1904 gesehen hat. Die Kirche wurde trocken gelegt, sinnig ausgemalt. Neue Glocken rufen vom Turme, die Orgel umgebaut, neue geschmackvolle Paramente angeschafft, Bilder und Stationen angebracht. Die Mittel hiezu erbrachte der Verewigte auf tausend mühsamen Bettlerwegen. So findet auf ihn das Schriftwort seine Anwendung: "Die Zier deines Hauses o Herr, hab ich geliebt." Dabei blieb dem Verstorbenen noch immer Zeit übrig, auch sonst in der Gemeinde für das zeitliche Wohl überall ratend und helfend einzuspringen. Wieviel Notstandsaktionen hat er eingeleitet, wieviel Gesuche in allen möglichen Angelegenheiten von seiner Hand fanden den Weg nach oben. Wer denkt nicht an die vielen Mühen, die unser Herr Pfarrer als "Nesselwängler-Bote" auf sich nahm. Wie mancher Familienvater verdankt es ihm, daß er in schweren Kriegszeiten seiner Familie erhalten blieb.
Trotz all dieser Arbeiten fehlte dem Verstorbenen nicht ein offenes Auge für die Sorgen und das Wohl und Weh jedes Einzelnen aus der Gemeinde. Sollte man noch Worte verlieren über die Gastfreundschaft des Widums von Nesselwängle, die im ganzen Bezirk und Land und darüber hinaus noch gerühmt wird. So mag es uns nicht Wunder nehmen, wenn am Grabe der Dank in ungezählten Tränen widerleuchtete und wenn die schönste Grabrede lautet: "Herr Pfarrer, vergelte Gott Dir alles, was Du für uns getan." Sein Angedenken wird in Segen bleiben.