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Start » Sterbebilder-Sammlung » Gutheinz Alois aus Tannheim


Gutheinz Alois

Gutheinz Alois, Tannheim

Geburts-, Wohn-,
Arbeits- oder Wirkungsort

Tannheim

Sterbejahr
1924

Oberlehrer in Sellrain

393


Aus: Ausferner Bote vom 31. Jan. 1924
Sellrein, 27. Jänner. (Oberlehrer Alois Gutheinz †.) Für Sellrain war heute ein Trauertag. Ein langer Leichenzug wie ihn Rottenbrunn wohl nicht so bald wieder sehen wird, bewegte sich vom Schulhause aus zu dem am Eingange des Dorfes an der Berglehne gelegenen Friedhofe. Oberlehrer Alois Gutheinz wurde zu Grabe getragen. Die ganze Gemeinde, die Schulkinder Kränze und frische Blumen tragend, um das Grab ihres geliebten Lehrers schmücken zu können, die Musikkapelle, ihrem toten Kapellmeister die letzten Lieder spielend, die Gemeindevorstehung, die andern Bewohner von Sellrain gaben ihm die letzte Ehre. Am Grabe sangen Lehrer, die aus dem Inntale und vom Mittelgebirge mit Schulinspektor Steger gekommen waren, einen Trauerchor und Oberlehrer Fritz Arnold von Kematen hielt eine tief zu Herzen gehende Grabrede. Die Mahnung an die Schüler, dem verstorbenen Lehrer Treue zu halten, löste ein lautes Schluchzen unter der Kinderschar aus. „Einen solchen Lehrer kriegen wir nicht mehr," das hörte man immer wieder die Leute sagen. Oberlehrer Gutheinz hatte alle seine reichen Geistes- und Gemütskräfte in den Dienst seiner Gemeinde gestellt. Mit der größten Gewissenhaftigkeit arbeitete er an dem Erziehungswerk in der Volks- und Fortbildungsschule, dann galt seine Sorge dem Kirchenchor und der Musikkapelle, die er auf eine hohe Entwickelungsstufe brachte. Wo er raten und helfen konnte, tat er es, dies besonders während der Kriegsjahre. Er liebte seine Sellrainer gar sehr, die Gemeinde hat dies gewußt und hat ihm dieselbe Liebe entgegengebracht. Dazu kam, daß er alles mit einem ihm angeborenen Feingefühl anfaßte. Verletzen konnte er nicht und dürfte wohl auch keinen Feind gehabt haben. Oberlehrer Gutheinz, ein gebürdiger Tannheimer, stand erst im 33. Lebensjahre. Nach kurzer Krankheit wurde er aus dem vollen Schaffen herausgerissen. Er hinterläßt eine Witwe mit vier kleinen Kindern, deren ältestes sechs Jahre zählt. Wohl allgemein wird denn Hinterlassenen großes Mitleid entgegengebracht.