Von der Fallmühle im Achenthal bei Pfronten westlich aufwärts gegen das Vilsthal zu liegt auf dem Sattel zwischen dem Wester-Kienberg und dem Ächsele in waldreicher, teilweise sumpfiger Umgebung die Bärenmoosalpe. Hier trieb ehedem der "Bärenmoosmann" viel sein Wesen, besonders zur Nachtzeit, wo man ihn oft pfeifen und schreien hörte, und wer sich dann nicht ruhig verhielt oder gar zu freveln wagte, dem setzte er schlimm zu.

Bärenmoosalpe
Manchmal sah man ihn "unter Lichts", d.i. in der Dämmerung, aber sogar auch bei Tag. Er sah aus wie ein Jäger, trug eine Lodenmontur und einen großen, breiten Hut, und manche wollten behaupten, er habe keinen Kopf, manche, er habe deren zwei.
Oft geschah es, daß er die Leute, die dort zu thun hatten, sogar am hellen Tag belästigte, Steine, Prügel oder Aeste nach ihnen warf und sie sogar von der Arbeit vertrieb. Am öftesten passierte das den Suiters, deren Geschlecht er am meisten haßte. Einer von ihnen war einmal in der Nähe beim "Aeste streifen". Da kam auf einmal unter Lärmen und Toben ein solcher Hagel von Steinen und Aesten, daß er kaum geschwind genug fliehen konnte, um nur sein Leben zu retten.
Auch unter die Rosse, die man öfters in der Alpe eingeschlagen, kam er oft, und dann stob alles auseinander; denn sie fürchteten ihn überaus und wurden vor ihm ganz wild, daß der Hirt seine liebe Not hatte, sie wieder zusammenzubringen und zu beruhigen. Manche Hirten wollten darum gar nicht mehr bleiben.
Einige meinten früher, der Bärenmoosmann sei ursprünglich ein Beamter von der Vogtei gewesen, der aus irgend einem Grunde, wahrscheinlich wegen Veruntreuung, nach seinem Tode im Amtshause gegeistet habe, bis man ihn auf die Bärenmoosalpe verbannte. Jetzt hört man nichts mehr von ihm, und so wird er wohl erlöst sein.
Reiser, 1895