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David Schönherr

oder auch David "Ritter von" Schönherr



David Ritter von Schönherr
David Ritter von Schönherr
David Schönherrs Vater Nikolaus stammte ursprünglich aus Laas im Vinschgau und bekleidete zur Zeit der Geburt seines Sohnes (20. Oktober 1822) das Amt eines Zollamtsschreibers am Kniepass, einer ehemaligen Festungsanlage zwischen Pinswang und Pflach. Die Mutter Anna Maria, geb. Huber, eine Bäckerstochter aus Steeg stammend, wo Nikolaus ab 1814 im Dienst stand.
1818 wird Nikolaus zum Kniepass versetzt und zieht dort mit Anna Maria in eine "Wohnung im neugebauten feuchten Zollhaus" ein. 1819 heiraten die beiden und bleiben bis 1824 hier. Danach beruft man Nikolaus als Zolleinnehmer nach Lustenau (Vorarlberg), ein Jahr später schließlich nach Ischgl im Paznauntal.

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Kniepass mit Zollstation - Edmund von Wörndle

Man schilderte den kleinen David als munteres und aufgewecktes Kind, an dem sich schon früh bemerkenswerte geistige Anlagen entdecken ließen. Der junge David Wendelin - wie er mit zweitem Namen hieß - verbrachte in Ischgl seine Kindheit.
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alte Mauerreste am Kniepass

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Abtei Marienberg
Die steilen grünen Hänge des Paznauntals beeindruckten den Jungen und zogen ihn auch in späteren Jahren immer wieder wie magisch an. Ab 1833 besuchten sein Bruder Ferdinand und er zunächst das Gymnasium in Meran, ab 1837 jenes in Hall in Tirol. Die Sommermonate verbrachten die Jungen der Familie Schönherr auf einer Alm im Passeier. Ab 1839 studierte David an der Universität Innsbruck und besuchte - wohl den Eltern zuliebe - ab 1841 das Priesterseminar in Brixen. Im Rang eines Novizen trat er 1843 als Frater Alfons (Ildephons) in die Benediktiner-Abtei Marienberg ein. Dort lernte er auch den Forscher Beda Weber kennen, den er für historische Untersuchungen des öfteren begleitete.

1846 verließ er den Orden jedoch - zum Priester fühlte er sich einfach nicht berufen - und wandte sich den Studien technischer Fachrichtungen in Wien zu. 1847 starb sein schon länger kränklicher Vater Nikolaus und im darauf folgenden Jahr erkrankte auch die Mutter schwer. David begab sich zurück nach Hall um die Mutter bis zu ihrem Tod zu pflegen. 1849 heiratete er Anna, geb. Kirchlechner aus Meran und ließ sich mit ihr häuslich in Innsbruck nieder.

Zwischenzeitlich trat er, nicht zuletzt durch sein reges Engagement für das Schützenwesen, in die Redaktion der Schützenzeitung in Innsbruck ein und wandelte sie federführend über die Jahre in ein vorwiegend politisches Blatt mit dem Namen "Volks- und Schützenzeitung" um.
Volks- u. Schützen-Zeitung
Es waren politisch schwierige Jahre, geprägt von polizeilich politischer Überwachung und einer unterdrückten individuellen Freiheit. In den Jahren 1852 bis 1855 besuchte er immer wieder juristische Vorlesungen an der Innsbrucker Universität. In den Sommermonaten 1854 hörte er zudem die Ausführungen zur Geschichte des Mittelalters von dem bekannten Historiker Julius von Ficker. Schönherr war bekannt für seinen Scharfsinn, gepaart mit Humor und der Gabe "treffend und kräftig zu sagen und zu schreiben, wie es ihm und allen [anderen] ums Herz war". Offen und mutig benannte er die Dinge, mahnte bei Missständen, forderte und förderte die Aufklärung derselben.

Ein solches Vorgehen ließ natürlich bald die Regierenden mit den Zähnen knirschen und es wurde "nach vorausgegangenen mehrmaligen fruchtlosen schriftlichen Verwarnungen" im Januar 1854 der Druck der Schützenzeitung für einen Monat untersagt. Es war dies jedoch nicht die letzte Repressalie die gegen das Blatt und Schönherr aufgefahren wurde. Immer wieder kam es zu Maßregelungen, Zurechtweisungen und Aufrufen zur Mäßigung aus den Reihen höchster Ämter und Behörden. Zahlreiche Prozesse musste Schönherr bestreiten, welche er aber meist gewann. Dennoch setzte ihm der politische Klüngel nach und nach zu.

Spätestens ab 1861 begann der Abstieg der Schützenzeitung und bis zum Jahr 1872 hatte sich die politische Landschaft Tirols so weit verändert, dass Schönherr seine Ideale mit den jeweiligen Strömungen und Parteiprogrammen nicht mehr zu vereinbaren wusste. Die Luft war inzwischen heraußen und er stellte den Druck der Schützenzeitung gänzlich ein.

Durch den abflauenden Rückhalt der Leserschaft, den Stimmungswechsel und den Kampf gegen politische Windmühlen, orientierte sich Schönherr schon mindestens seit 1857 in Bezug auf seine berufliche Laufbahn um. Im selben Jahr findet man ihn bereits im Ausschuss des Tiroler Landesmuseums.
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Ferdinandeum - Innsbruck

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landesfürstliche Burg in Meran
Aufgrund des Einwirkens von Innsbrucker Professoren wandte er sich deshalb zunehmend den historischen Studien, der hiesigen Kunst und Kultur und der Ordnung archivalischer Nachlässe zu. Hierfür konnte er sich begeistern und sich sogleich in die Arbeit stürzen. Infolge dessen erhielt er schließlich als Erster den Titel "wissenschaftlicher Archivar" an der Innsbrucker Statthalterei, dem späteren Tiroler Landesarchiv. 1896 wird er zum Archivdirektor ernannt.

Das Schützenwesen, welches ihn schon früh fesselte, unterstützte er stets tätig und hatte sich etwa als Schützenmeister des Landeshauptschiessstandes in Innsbruck verdient gemacht (1851 - 1868 Unterschützenmeister; 1868 - 1871 Oberschützenmeister). Er selbst war ein ausgezeichneter Schütze und gewann 1855 als Schützenkönig den Erzherzog-Johann-Pokal. Durch seine rege Tätigkeit in der Sache der Schützen erntete er auch Lob und Anerkennung aus höchsten Kreisen - auch aus dem Kaiserhaus. 1866 erhielt er den Titel des kaiserlichen Rates.

Im Wesentlichen gilt er darüber hinaus als Wegbereiter der Entstehung des Tiroler Landesmuseums und verwendete sich in zahlreichen Fällen der Erhaltung und Restaurierung alter Baudenkmale, wie etwa der Schlösser Runkelstein und Ambras oder auch dem "Goldenen Dachl" in der Innsbrucker Altstadt, rettete die landesfürstliche Burg in Meran vor ihrem Abriss und organisierte über Spendenaufrufe die Restaurierung derselben durch den Dombaumeister Friedrich von Schmidt, setzte sich dafür ein, dass eine große Anzahl von Kunst- und Kulturgegenständen nicht aus Tirol fortgeschafft, sondern von Tiroler Institutionen, hiesigen privaten Käufern oder gar von ihm selbst im Land gehalten wurden.

1882 wurde ihm Oswald Redlich als Archivbeamter unterstellt, dessen großangelegte Kampagne zur Erarbeitung umfassender "Archiv-Berichte aus Tirol" - die dieser gemeinsam mit Emil von Ottenthal in den Folgejahren auf den Weg brachte. David von Schönherr faszinierten diese Arbeiten und fanden in ihm einen großen Förderer des Vorhabens. Schönherr selbst verfasste und publizierte eine Vielzahl von Büchern und Artikeln über das Kulturgut und die Geschichte Tirols.

Seine archivalische Arbeit glänzte durch seinen Eifer, sämtliche zuvor völlig ungeordneten Gegenstände zu katalogisieren und in Regesten zu organisieren. Mithilfe seiner Vorgesetzten konnte er auch den Bau eines neuen Archives anstossen, um einen ausreichenden und sicheren Platz für all die historischen Akten, Dokumente und Gegenstände zu erhalten. Diese Ausgestaltung machte mehr und mehr in der Fachwelt und unter Forschern von sich reden, sodass man im neuen Archiv nicht nur Benützer aus Tirol oder Österreich-Ungarn immer häufiger antraf, sondern aus vielen anderen europäischen Ländern wie Italien, Frankreich, Deutschland und im Besonderen aus der Schweiz. Schönherrs Hilfsbereitschaft und fachliche Unterstützung bewegte die eidgenössischen Forscher dazu, ihm 1867 die Ehrenmitgliedschaft der 'Allgemeinen geschichtsforschenden Gesellschaft der Schweiz' auszusprechen.

Am 17. Oktober 1897 verstirbt Schönherr 75-jährig nach kurzer schwerer Krankheit und wird in Innsbruck beigesetzt.

Quellen


  • David von Schönherr. Ein Lebensbild von Oswald Redlich (1898)
  • Artikel über David von Schönherr auf Wikipedia


  • Gasthof Bräu
    Gasthof Bräu, Holzgau, Cafe

    Hanauer Hütte
    Pfafflar, Hanauer Hütte

    Langlauf
    langlauf, hörbst, feineler, siegele, sport, tannheimer tal, schattwald


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