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Via Claudia Augusta

Zur Entstehung der Via Claudia Augusta und anderer Römerstraßen



Entstehung des Fernpasses und erste transalpine Verbindungen im Alpenraum


Vor etwa 4200 Jahren, so nimmt eine Gruppe von Wissenschaftlern an, ereignete sich im Bereich des Loreakopfes und des östlichen Kreuzjoches ein gewaltiger Felssturz, welcher den Boden einer gegen das Gurgltal abfallenden Talsohle aufschüttete.
Wissenschaftliche Erkenntnisse einer anderen Gruppe sollen jedoch bewiesen haben, dass den Fernpass eigentlich ein Riegel aus Gipskarst bildet, welcher im Laufe der Zeit durch Dolinenbildung und Ausschwemmung langsam ab erodiert.

Welche Theorie nun wirklich zutreffend ist, scheint dennoch offen.

Jedenfalls besteht mindestens seit dem 18. Jahrhundert vor Christus ein Saumpfad über die Passhöhe.

Keltische Provokationen in Rom


Im 4. Jahrhundert vor Christus wurde möglicherweise auch die Strecke durch das heutige Außerfern für kriegerische Zwecke genutzt, als die Kelten als ganze Volksgruppen unter ihrem Anführer Brennus im Zuge der gallischen Invasion und der einsetzenden Keltenwanderung in den Jahren 390 bis 386 v. Chr. auch in der Schlacht an der Allia römische Verbände schlugen und in Folge für sieben Monate Rom besetzten, plünderten und teilweise in Schutt und Asche legten.

In Rom wurde dadurch zumindest die Macht der bis dahin herrschenden adeligen Patrizier immens geschwächt, als 367 v. Chr. die Plebejer (das Volk) immer mehr an politischer Macht gewinnen und von nun an die Geschicke Roms in die Hand nehmen. Schon 13 Jahre später erwirken sie mit den Samniten ein Bündnis gegen die Gallier (Kelten) und andere feindliche Nachbarn. Allerdings hält diese Allianz nicht lange an, bereits 343 v. Chr. stehen sich die vormaligen Bündnispartner aufgrund eines Territorialstreits auf dem Schlachtfeld gegenüber.

Römische Expansion


Trotz dieser unruhigen Zeiten schafft es Rom weiter zu expandieren und seinen Machteinfluss immer weiter auszudehnen. Aber auch die Kelten bleiben weiterhin gefährlich. 279 v. Chr. fallen sie in Griechenland ein und zerstören dabei unter anderem das Heiligtum von Delphi, während die römischen Heerscharen sich in den Punischen Kriegen gegen die Karthager behaupten müssen.

225 v. Chr. rufen die Kelten erneut in Oberitalien zum Kampf gegen die römische Republik auf und werden in einem drei Jahre währenden Krieg letztlich von den Römern geschlagen, woraufhin auch der keltische Expansionswille im oberitalischen Raum erlischt. Für die römischen Truppen steht aber ab 218 v. Chr. im zweiten Punischen Krieg schon der nächste Gegner bereit: Hannibal zieht über die Alpen und besiegt in zahlreichen Schlachten römische Heeresverbände. Letztlich kann Rom aber doch die Oberhand gewinnen und schlägt die Invasoren im Jahr 201 v. Chr.

Die inzwischen weiter erstarkte Republik Rom streckt nun auch die Hand gegen Osten aus und schlägt etwa die Makedonier (197 v. Chr.), die Seleukiden (191 v. Chr.) und andere. Innenpolitisch hingegen birgt die Expansionspolitik und der Unterhalt der Truppen gehörigen Unmut in dem Vielvölkerstaat. Diese Unruhen gipfeln ab 133 v. Chr. in einem römischen Bürgerkrieg. Eine weitere Bedrohung rückt bereits 113 v. Chr. aus dem Norden heran, die germanischen Volksstämme der Kimbern und Teutonen greifen auf ihrem Zug durch Europa keltische Siedlungen an und zerstören diese, sechs Jahre später schlagen sie römische Legionen vernichtend. Immer wieder kommt es zu Auseinandersetzungen die bis in das Jahr 101 v. Chr. andauern, erst dann kann Rom durch einen entscheidenden Sieg die Germanengefahr im eigenen Land bannen.

In den Jahren 58 bis 50 v. Chr. machte sich ein gewisser Gaius Iulius Caesar daran, im sogenannten "Gallischen Krieg" die in Gallien eingedrungenen Truppen unter Ariovist, einem Heerführer der Sueben, zu stellen. Als "Retter Galliens" bezwang er zwar Ariovist, plünderte dann aber selbst keltische Siedlungen um die eigene Kriegskasse zu füllen. Von Tributzahlungen und der römischen Unterdrückung gebeutelt, formierte sich unter Vercingetorix ein Aufstand, den Iulius Cesar aber durch schonungslose militärische Härte niederschlagen konnte. Die gallischen Völker westlich des Alpenbogens unterwarfen sich Caesars Macht.

Der erste römische Kaiser - Augustus


Im Januar 27 v. Chr. verleiht der römische Senat dem Großneffen Gaius Iulius Caesars den Titel Augustus ("der Erhabene"). Er geht als Gaius Octavius Augustus und somit erster römischer Kaiser in die Geschichte ein. Nachdem sein berühmter Vorfahre Caesar bereits das Territorium westlich des Rheins erobern konnte, setzte sich Augustus die Einnahme des nördlichen Alpenvorlandes und aller Alpenpässe zum Ziel.



Döttenbichl und Ambronenstein bei Oberammergau


Dolche, Pfeilspitzen, Münzen und Katapultpfeilspitzen der 19. Legion - keltische Gewandfibeln, Schlüssel und landwirtschaftliche Werkzeuge


die Felksklüfte auf dem Döttenbichl verbargen die Opfergaben
Über 1000 Metallgegenstände verbargen sich seit 15 v. Chr. auf dem Hügel südlich von Oberammergau. Zahlreiche Felsritzungen im Umfeld des Döttenbichls, am weiter westlich gelegenen Ambronenstein und dem Malenstein reichen bis in das Mittelalter zurück. Einige der Ritzungen könnten sogar in römischer Zeit entstanden sein.

Die archäologische Wissenschaft hat hier insgesamt noch einige "Probleme" zu lösen. Die derzeitigen Erkenntnisse deuten auf einen zunächst keltischen Brandopferplatz der späten Eisenzeit hin, welcher schon seit 100 v. Chr. genutzt wurde und mit dem nordöstlich gegenüberliegenden keltischen Siedlungsplatz am heutigen Rainenbichl in Zusammenhang steht.
15 v. Chr. kommt es dann zu einer Schlacht zwischen Römern und Kelten (in manchen Quellen werden auch Räter genannt?).

Im Nahbereich des Brandopferplatzes werden die aufgesammelten (und vorsätzlich unbrauchbar gemachten) Waffen zeremoniell in Felsspalten deponiert (siehe auch Kult- und Opferplätze entlang der Kaiserstraße).


Vorstoß über die Alpen


Torsionsgeschütz aus römischer Zeit - Katapult
römisches Torsionsgeschütz
Als erste Maßnahme dringen um 15 v. Chr. zahlreiche römische Kampfabteilungen, federführend von Mitgliedern des Kaiserhauses (Drusus und Tiberius - die Stiefsöhne des Augustus) gegen die feindlichen Germanen, Kelten und Räter vor. Sie durchstreifen dafür systematisch die Alpentäler und unterwerfen die Bewohner ihrem Machtapparat: die Isarci (rätisch, Eisacktal), die Venosten (rätisch, Vinschgau), die Breuni (rätisch, Innsbrucker Raum), die Genaunen (rätisch, Unterinntal und Achensee), im Bereich nördlich des Fernpasses bei Füssen, bei Oberammergau, bei Partenkirchen und des Seefelder Beckens die keltischen Vindeliker (Cosuanates, [Vi]Rucinates, Licates und Catenates). Beweise dafür zeigen sich beispielsweise in den Funden am Döttenbichl bei Oberammergau (siehe Infokasten oberhalb), aber auch am schweizerischen Septimerpass.

römischer helm, wangenklappen
römischer Helm

Legio XIX


Eine der durchschlagendsten Waffen der Römer war das Torsionsgeschütz oder auch Katapult genannt. Durch verdrehen von Seilbündeln und dem Spannen der Schwungarme wurde genügend Energie erzeugt um die Pfeilbolzen bis zu 400 Meter weit zielsicher abzuschießen. Die Vorspannung wurde jeweils erst vor dem Gefecht erzeugt und nach dem Einsatz wieder gelockert, um die Seilfedern nicht einer vorzeitigen Ermüdung auszusetzen. Generell waren in den Legionen stets fachkundige Bediener dieser Geschütze notwendig, da der Betrieb dieser Katapulte auch eine entsprechende Erfahrung und das nötige Wissen um die Verwendung voraussetzte.
Solche Spitzen der Katapult-Pfeile waren es auch, welche die Anwesenheit der berühmten 19. Legion am Döttenbichl verrieten, als diese unter Tiberius mitunter den westlichen Flügel im Zuge des Augesteischen Alpenfeldzuges abbildete.

Zunächst am Niederrhein stationiert - möglicherweise bei Köln, gesichert jedoch bei Haltern - zog die Legion gegen Süden, um auf die Truppen des Tiberius aufzuschließen. Nach den Kampfhandlungen im Gebiet des Alpenvorlandes sind Spuren von ihr im römischen Militärlager Dangstetten am Hochrhein nachweisbar. Im Jahr 9 n. Chr. fand sie zusammen mit zwei weiteren Legionen in der Varusschlacht bei Kalkriese ihr Ende.

Aushebungen


Nach der erfolgreichen Zerschlagung der keltischen Kampfverbände gingen die Römer rasch dazu über, die Gefahr vor weiteren Widerstandskämpfen zu eliminieren. Dafür bedienten sie sich einer altbewährten Vorgehensweise, bei welcher die feindlichen jungen Krieger zum größten Teil aus der Heimat fort geführt wurden. Dieser Umstand würde auch das generelle Fehlen von Spuren eines Fortbestandes der keltischen Kultur im nunmehr römischen Einflussbereich erklären.
Die Besiegten dienten fortan in den Legionen der Römer und wurden in der Kriegskunst ausgebildet. Darüber hinaus wurden sie zur Sicherung des inneren Friedens der eroberten Gebiete als eine Art Faustpfand oder auch Geiseln zurückbehalten. So ist es auch nicht verwunderlich, wenn da der griechische Geograph Strabon berichtet, die besiegten Völker der Vindeliker und Räter hätten sich nach ihrer Unterwerfung ruhig verhalten und ihre Tribute ordentlich abgeführt.

Zivile Entwicklung und der Straßenbau


Cosmographia - Claudius Ptolomäus
Benefiziarier- oder auch Signumlanze

Rekonstruktion römischer Reisewagen
Dass es von immenser Bedeutung war neu hinzu gewonnene Gebiete mittels Heerstraßen sichern zu können und so auch für das abseits der schiffbaren Flüsse gelegene Hinterland den militärischen Nachschub zu gewährleisten, erkannte bereits Marcus Vipsanius Agrippa 39 v. Chr. Nach der Okkupation des Landes zwischen der Donau und den Alpen wurden zunächst Erkundungstrupps und die Vermessungsingenieure (agrimensores) in der neuen Provinz Rätien ausgesandt um die bestmögliche Trassierung der neuen Straße unter Miteinbeziehung der bestehenden alten Saumwege und Altstraßen - welche für das Gebiet des nachmaligen Außerfern nachweislich schon in der Bronzezeit bestanden hatten - aufzuzeigen. An zentraler Stelle in Rom geplant und organisiert, wurde der Bau der Via Claudia Augusta dann spätestens 34 n. Christus begonnen. Mit der militärischen hat sich bald darauf auch eine zivile bzw. wirtschaftliche Nutzung eingestellt. Entlang des Streckenverlaufes wurden Raststätten (mansiones) errichtet, welche für den Pferdewechsel (mutationes) und zur Erholung der römischen Reisenden genutzt werden konnten. An strategisch günstigen Stellen wurden auch kleinere Handelszentren (z.B. Dietringen), Ansiedlungen, Straßenmeistereien und Kleinkastelle gegründet.

Angeschlossen an die Raststationen waren die Räumlichkeiten der Benefiziarier, der römischen Straßenpolizei. Generell waren die römischen Staatsstraßen durch diese Einrichtung sehr sicher, was den Fernhandel und den Reiseverkehr entlang dieser Routen nur begünstigte. Vom jeweiligen Statthalter wurden dafür einfache Soldaten abgestellt und beauftragt, die staatliche Authorität in deren Einzugsbereich zu verteidigen. Ihr typisches Kennzeichen war eine spezielle Lanze, die sie mit sich führten und an der sie von weitem als Benefiziarier zu erkennen waren. Diese sogenannte Signumlanze war das traditionelle Symbol der Macht und der Souveränität des Römischen Imperiums. Der Träger der Lanze war somit im direkten Auftrag seines Statthalters (Legaten) unterwegs und übte sein Amt aus. (Quelle: Wikipedia)
Wie wichtig diese Benefiziarier für die Wahrung der Sicherheit auf den Straßen waren, zeigte sich spätestens nach dem Niedergang des römischen Imperiums. Im Frühmittelalter brachen durch die fehlende staatliche Kontrolle unsichere Zeiten an, in welchen Räuber und Wegelagerer häufig ihr Unwesen trieben.

Zudem konnten sich römische Staatsbedienstete an den Einrichtungen des cursus publicus erfreuen, jenem staatlich organisierten System zur Übermittlung von Nachrichten oder Gütern innerhalb des römischen Einzugsgebiets. Im flachen Land betrug der Abstand zwischen den Rast- oder Wechselstationen etwa 40 km. Eben jener Strecke, welche der durchschnittliche Nutzer innerhalb eines Tagesmarsches bewältigen konnte. Im inneralpinen Bereich verkürzte sich diese Wegstrecke entsprechend den zu absolvierenden Steigungen oder technisch schwierigeren Passagen. Für die Strecke Imst - Biberwier, Orte in welchen solche Raststationen bestanden, verkürzt sich beispielsweise die Strecke auf rund 25 km, da hier die Anhöhe des Fernpass dazwischen liegt.

Die einfache Bevölkerung reiste zumeist zu Fuß oder etwa mit dem Pferd, führten Saumtiere wie Maultiere oder selten gar Kamele über den oft gepflasterten Straßenzug. Kleine einachsige Wagen (plaustrum) waren häufig die Kleintransporter des Altertums. Wohlhabendere Römer oder römische Beamte hingegen befuhren den cursus publicus in Reisewagen (carpentum) oder in offenen Sesselwagen. Technische Innovationen in der Konstruktion der Wagen verbesserten den Fahrkomfort durchaus. Der Aufbau wurde dabei vom Fahrgestell getrennt und mittels geflochtenen Lederriemen oder Seilen an Trägern seitlich aufgehangen. Unebene Straßen oder Schlaglöcher konnten so abgefedert werden. Gebremst wurde meist durch Blockieren der Räder, indem man entweder Haken einhängte oder aber eine Stange durch die Speichen der Hinterräder steckte. Teils wurden die Räder auch mittels eingefädelter Ketten zum Stillstand gebracht.


Rekonstruktionszeichnung eines Straßendamm-Querschnitts auf einer Infotafel in der Nähe von Lechbruck


An strategisch wichtigen Orten wurden später auch zumeist kleinere Militärstationen eingerichtet, wie jene am sogenannten Lorenzberg bei Epfach (Abodiacum). Deren Wichtigkeit ergab sich aus dem Zusammentreffen zweier bedeutender Römerstrassen - der Via Claudia Augusta als Nord-Süd-Verbindung und der West-Ost-Route von Brigantium (Bregenz) nach Iuvavum (Salzburg) und einem günstigen Übergang über den Lech. Das Militärlager war im ständigen Wechsel mit ca. 150 Einheiten besetzt, welche sich aus Soldaten der Legionsinfanterie wie auch aus Auxiliarreitern gemischt ergab.

Erste zivile Ansiedlungen durch die Römer finden sich in Cambodunum (Kempten) und Brigantium (Bregenz), welche ursprünglich von den Kelten als Siedlungsraum beansprucht wurden, da es sich hierbei um keltische Ortsnamen handelt. Jedenfalls wurde der vorangegangene Holzbau der römischen Stadtanlage Cambodunums etwa um die Mitte des 1. Jahrhunderts nach Christus durch einen steinernen Stadtbau ersetzt. Dabei waren die baulichen Dimensionen bemerkenswert und die Art der Gebäude untermauert die Annahme, dass es sich hierbei im 1. Jhd. n. Chr. um die Hauptstadt der Provinz Raetia gehandelt hat.

Im ländlichen Raum entlang der Via Claudia wurden zur Erweiterung der Infrastruktur Gutshöfe (villa rusticae) erbaut. Römische Geodäten maßen dafür das Land aus und richteten Parzellen ein, welche verpachtet oder an Veteranen, nach 25jähriger Dienstzeit ehrenhaft entlassene Soldaten, als Abfindung vergeben wurden. Im Umfeld dieser Höfe wurde dann Viehzucht und Ackerbau betrieben um neben dem Eigenbedarf des Gutshofes auch die Versorgung der Soldaten zu gewährleisten. Die Wohn- und Badehäuser innerhalb dieser Anlagen waren meist recht komfortabel und wohnlich eingerichtet und verfügten immer über eine sogenannte Hypokaustenheizung (Fußboden- und Wandheizung).

Spuren der vorrömisch einheimischen Bevölkerung sind dagegen nur schwer nachweisbar, da deren Behausungen in unserem Gebiet ausschließlich aus Holzbauten bestanden, von denen in heutiger Zeit so gut wie keine Spuren mehr auffindbar sind. Trotzdem ist die keltische Bevölkerung mit ihren kulturellen Gebräuchen und ethnischen Merkmalen noch bis in die frühe Kaiserzeit präsent, geht aber dann bald in dem sich neu entwickelnden, multikulturellen Bevölkerungsgemisch auf. Diese Mischung setzt sich aus der lokalen keltischen Bevölkerungsschicht, als auch aus sich hier ansiedelnden Romanen, Italikern, romanisierten Kelten aus Gallien und der heute als Heimstettener Gruppe bezeichneten Immigranten zusammen. Wobei die Wurzeln dieser Heimstettener Gruppe ebenfalls keltischen Ursprungs zu sein scheinen.

Kult- und Opferplätze entlang der Kaiserstraße


Bereits 1977 fanden im Bereich des Forggensees archäologische Grabungen statt, bei welchen Relikte mehrerer Brandopferplätze aus dem Zeitraum von der Spätlatènezeit bis in die frühe römische Kaiserzeit geborgen wurden. Den auffälligsten Fundgegenstand stellt der in seiner Grundfläche 6 x 4 Meter große Opferaltar selbst dar. Auf diesem Altar wurden während seiner Nutzungsdauer offenbar vorwiegend die Schädel und Füße von über 200 jungen Schafen oder Ziegen, sowie 171 Rindern verbrannt. Dabei fand die Schlachtung der Opfertiere im direkten Umfeld der jeweiligen Brandopferplätze statt.

Neben dem zentralen Opferplatz dürften noch weitere, kleinere Opferfeuer abgebrannt worden sein. Dabei wurden weitere Speiseopfer dargebracht, wie etwa Gerstenkörner und Ackerbohnen. Darüber hinaus wurden als weitere Facette des Opferritus Gaben in Form von Schmuck, landwirtschaftlichen Geräten und Waffen niedergelegt - großteils vorsätzlich beschädigt, wie dies bei den allermeisten im nördlichen Alpenvorland untersuchten Kultplätzen zu beobachten ist. Mit großer Wahrscheinlichkeit erstreckte sich das Spektrum der den Opferplatz nutzenden Volksgruppen von den Kelten, über die Römer bis zu der sogenannten Heimstettener Gruppe.

gallorömische Opferprozession im Tempelbezirk im APC Kempten
gallorömische Opferprozession
In erster Linie sind die vorangegangenen keltischen Kultstätten auf erhabenen Landschaftsformen wie Bergkuppen oder Hügeln zu finden, aber auch an Quellen oder kleinen Bachläufen. Opferaltäre wurden jedoch vorwiegend auf Geländeerhebungen errichtet, vermutlich als Annäherung an die angerufenen Gottheiten. Wie ja auch der Rauch der Brandopfer quasi als göttliche Verbindung in den Himmel emporsteigt.

In gallorömischen Tempelbezirken der größeren römischen Siedlungen oder Städte verehrten die Bewohner die verschiedensten Gottheiten. Keltische und römische Götter fanden sich gleichermaßen nebeneinander in den Tempeln, welche zumeist mit einem Umgang ausgestattet waren, damit die Gläubigen in Opferprozessionen um das Heiligtum schreiten konnten. Maßgebend ist bei diesen Umgangstempeln die Vermischung einheimischer und mediterraner Elemente. In der Bauform dieses Tempeltyps wird daher dessen Ursprung in den keltischen Viereckschanzen vermutet. Die verwendeten Baumaterialien und der Baustil hingegen waren meist römischer Machart. Im Nahbereich solcher Tempelbezirke befand sich stets auch ein Badehaus um die körperliche Reinigung durch Waschungen vor dem Besuch der Götter zu ermöglichen. Erreicht wurden solche Heiligtümer stets auf sogenannten Prozessionsstraßen.


der Mithras-Kult war auch an der Via Claudia Augusta beliebt
Auch der aus dem Gebiet Persiens stammende, jedoch in seiner populären Form in Rom entstandene Mithras-Kult fand entlang der Via Claudia Augusta seine Anhänger. Der Gott Mithras wird dabei stets als siegreicher Stiertöter dargestellt und die rituellen Kulthandlungen fanden immer in einem höhlenartigen, dunklen Raum statt - Symbol für die Geburt des Mithras, der in einer Höhle zur Welt gekommen sein soll.
An den Kult stark angelehnt war dabei die Astrologie, da die aufgefundenen Kultbilder immer mit zahlreichen Darstellungen von Tierkreiszeichen, Sternbildern und anderen kosmologischen Symbolen geschmückt waren. Man nimmt an, dass gerade diese Komponente die Anziehungskraft des Mithras-Kultes ausmachte - denn die Astrologie war im römischen Herrschaftsgebiet absolut angesagt. Dem Astrologen des 4. Jahrhunderts wurde Glauben geschenkt, an dessen Prophezeiungen nicht gezweifelt.

Die auf allen Kultbildern wiederkehrende Darstellung der Stiertötung gilt dabei als symbolische Überleitung der Wiedergeburt des Lebens. Denn das Blut und der Samen des getöteten Stieres befruchten - dem Glauben des Kultes nach - die Erde, was die aus dem Schwanz des Tieres heranwachsenden Kornähren versinnbildlichen. Eine Analogie in heutiger Zeit wäre wohl das Funkenfeuer mit der Verbrennung der Hexe als symbolisierte Gestalt des Winters - ihr Tod macht den Weg frei für den herannahenden Frühling. So wurde wohl einst auch die Tötung des Stieres in seiner Symbolik verstanden.

In der Römerstadt Cambodunum (Kempten) standen keltische als auch römische Tempel direkt nebeneinander. Sowohl die Bewohner der Stadt, als auch Pilger verehrten hier verschiedene Gottheiten. Das heute noch in Form von Mauerresten erhaltene Badehaus ermöglichte die körperliche Reinigung vor dem Besuch bei den Göttern. Viele weitere heilige Orte waren über die ganze Stadt verteilt, von kleinen Hausaltären für den Ahnenkult, bis hin zu großen Bauwerken für die Staatsreligion. Jede der antiken Gottheiten hatte dabei eigene Zuständigkeitsbereiche. Die meisten der Heiligtümer erreichte man über Prozessionsstraßen, auf denen zu bestimmten Feiertagen auch festliche Umzüge stattfanden.

Niedergang Roms und die Festigung des Christentums


Ist die Reschenverbindung seit ihrem Ausbau bis um 46 n. Chr. aufgrund ihrer lokalen Alleinstellung die übliche Verbindung zwischen Rom und Raetien, beginnt etwa um 200 n. Chr. mit der Erschließung der Brennerstrecke der Niedergang der älteren Straße durch das Tal der Etsch. Trotz ihres Bedeutungsverlustes in militärischer Hinsicht, blieb sie doch für den Warenverkehr innerhalb der Provinz Rätien und als Anbindung bzw. Bindeglied für die üblichen Fernverkehrsrouten bei Händlern und Fuhrleuten beliebt.

Teriolis - Martinsbühel
das spätantike Teriolis - der heutige Martinsbühel bei Zirl an der Verbindungsstraße Brenner - Wilten - Augsburg
Schummerungskarte (Geländemodell DGM; Tiris) / Die Lage von Teriolis (Oswald Menghin [1912]); Abbildung der Kartenskizze aus der Zeitschrift 'Deutsche Gaue'


Zum Beginn des 2. Jahrhunderts erstreckt sich das römische Straßennetz auf etwa 70.000 Kilometer und gewährleistet so die Möglichkeit einer schnellen Truppenbewegung und stützt die Infrastruktur innerhalb des Reiches. Die Kehrseite der Medaille ist aber jener Umstand, dass solche hervorragend erschlossenen Verkehrswege auch die Verbreitung von Krankheitserregern begünstigen. So wie etwa im Jahr 166, als die sogenannte Antoninische Pest (wohl eine Pockenepidemie) beinahe in den gesamten Römischen Gebieten wütet und unzählige Opfer fordert.


Aufmarsch einer 'römischen Legion' an der Klause Ehrenberg

Notitia dignitatum - Dux raetiae
die Kastelle der Dux raetiae
Im darauf folgenden Jahr überrennen bereits die Markomannen und andere germanische Stämme die Reichsgrenze. Sie können zwar zurückgedrängt werden, die Unruhen und Kampfhandlungen entlang der Grenze reißen aber bis 180 nicht mehr ab. Diese Vorgänge stellen auch eine unmittelbare Gefahr für das umliegende Alpenvorland dar, dezimierte man doch die hier stationierte Anzahl an römischen Soldaten und Auxiliartruppen. Auch 233 kommt es zu erneuten Einfällen der Germanen, diesmal aber direkt in Raetien. Kaiser Aurelius Severus Alexander bricht daraufhin eilends seinen Persienfeldzug ab und marschiert an die raetische und obergermanische Grenze.

Der Druck an den Außengrenzen nimmt stetig zu und die Limites sind durch innenpolitische Querelen unterbesetzt. Dieses für die römische Seite nachteilige Gemisch wird immer häufiger von den feindlichen Nachbarn genutzt um auf Raubzug in die Grenzprovinzen oder gar bis nach Oberitalien (Alamannen 270) vorzustoßen. Die expansive Entwicklung der Germanenstämme muss zwischen 270 und 275 von Kaiser Aurelian zurückgedrängt werden. Unter Kaiser Probus gelang die Bekämpfung der Vandalen am Lech (278). Mit dem Jahr 303 beginnt auch die brutale Verfolgung der Christen unter Diokletian. Während der nächsten acht Jahre wird diese mehr oder weniger unvermindert fortgeführt, endet aber letztlich 311 mit der Anerkennung des christlichen Glaubens - da die römischen Machthaber einsehen mussten, dass diese Glaubensgemeinschaft einen enormen Zustrom genoss und sich inzwischen gar schon aus den eigenen Reihen viele zum Christentum bekannten. Unter der Herrschaftszeit Konstantin des Großen stieg die Christuslehre gar in den Rang der primären Staatsreligion auf.

Diese Entwicklung innerhalb des gesamten Imperium Romanum spiegelt sich auch darin wieder, dass man 318 daran ging den zuvor heidnischen Tempel in Cambodunum als christliche Kapelle zu weihen. Dennoch gelingt es dem neuen Glauben vorerst noch nicht richtig Fuß zu fassen. Zu stark toben die immer wieder einfallenden germanischen Gruppen in der Provinz Rätien und verheeren auch oft die Kultplätze und die neu in Erscheinung getretenen Kapellen und Kirchen.

352 werden die Alamannen wieder aktiv. Zusammen mit den Franken zerstören sie im Gebiet des heutigen Elsass und der Pfalz etwa 40 römische Städte. Den Anfang vom Ende läutet dann 375/76 der Sturm der Vandalen in Mitteleuropa ein, als beinahe sämtliche betroffene Völkergruppen auf ihrem Weg der Zerstörung in eine Fluchtbewegung geraten und so die Völkerwanderung auslösen. Mit dem Tod Kaiser Theodosius I. zerbricht das Römische Imperium in zwei Teile, in ein oströmisches und weströmisches Reich. 401 erstürmen die Goten unter ihrem Heerführer Alarich Mailand und verwüsten Norditalien. Wieder werden die römischen Truppen eilends von den Grenzen abberufen. Gerade rechtzeitig, denn 405 tun es ihnen die Germanen und Ostgoten gleich. Sie können 406 von den Römern nahe Florenz vernichtend geschlagen werden.

Andere germanische Gruppen nutzen die Gunst der Stunde, passieren die verwaisten Grenzen und fallen so in die von den römischen Truppen verlassenen gallorömischen Gebiete ein. 410 erobert Alarich Rom und plündert die Stadt, im selben Zeitraum verlassen die Römer Britannien. 451 überfällt Attila und seine Hunnen zahlreiche Städte entlang der Donau und in Gallien. Römische Streitkräfte und die Westgoten können sie aufhalten, im darauf folgenden Jahr rückt Attila aber mit einem gewaltigen Heer raubend und brandschatzend in Italien ein. Das geschwächte Rom wird 455 von den Vandalen geplündert und verwüstet. Bis zum Jahr 476 versinkt der klägliche Rest der einstigen römischen Herrschaft im Chaos. Der Germanenkönig Odoaker wird durch die Regierung im oströmischen Konstantinopel zum Statthalter Roms ernannt, womit das Ende des Weströmischen Reiches besiegelt ist.


Gasthof Post
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Fernpass
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Marketenderin
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