Chronik
für das Jahr 1932
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Der Jahreswechsel zeigt sich von der kalten Seite. In Tannheim wird der Rekordwert von -30°C gemessen
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Der beliebte Gasthof 'Zur Alpenrose' in Rehbach bei Schattwald brennt am 13. Jänner komplett nieder
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Am 26. Januar ereignet sich ein folgenschwerer Unfall bei den Arbeiten an der Lechregulierung bei Holzgau. Drei Arbeiter wollen eine die Arbeit behindernde Eisscholle mit Dynamitpatronen weg sprengen. Unschlüssig, ob die Patrone wirklich brennt, hält Johann Dengel (24) diese prüfend in der Hand, als sie explodiert. Ihm wurde der Arm abgerissen, der danebenstehende Arthur Knittel (30) verlor zum größten Teil sein Augenlicht und der Dritte zog sich schwere Verletzungen an der Brust und am Oberschenkel zu
id2455Aus den Innsbrucker Nachrichten im Mai:

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Am 6. Juli überfliegt das Luftschiff 'Graf Zeppelin' das Tannheimer Tal und bringt dessen Bewohner zum Staunen
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Die heftigen Regenfälle Anfang des Monats September führen zu zahlreichen Murenabgängen. So auch an der Verbindungsstraße zwischen Stanzach und Namlos, welche erst ab Mitte September wieder passierbar ist
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Vorarlberger Landes-Zeitung vom 14. September 1932
"...die Deutsch-Oesterreichische Arbeitsgemeinschaft schreibt: Im Grenzgebiet Allgäu—Vorarlberg machen sich seit Jahren sehr lebhafte, geradezu vorbildliche Bestrebungen bemerkbar, die wechselseitigen wegen der Grenze und des Gebirges besonders schwierigen Verkehrsverhältnisse gemeinsam zu verbessern... [...] ...in dankenswerter Weise bemüht, die Wünsche und die Pläne von hüben und drüben zu fördern und aufeinander abzustimmen. So wurden in einträchtiger Zusammenarbeit bereits geleistet, der Ausbau der Straße von Oberstdorf ins österreichische, aber zum deutschen Zollgebiet gehörige Kleine Walsertal und der Verbindung des bayerischen Balderschwangertales mit dem vorarlbergischen Hittisau... [...] ...angestrebt werden neue Straßen von Oberstdorf über den Schrofenpaß und von Schröcken über Hochkrumbach, beide nach Warth zum Anschluß an die Flexenpaß- und die Lechtalerstraße..."
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Am 1. Oktober erhält die St.-Wolfgang-Kirche in Schattwald vier neue Glocken. Im Innern der Kirche geht der akademische Maler Ludwig Sturm aus Innsbruck daran die Kirche neu auszumalen
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Allgemeiner Tiroler Anzeiger vom 7. Okt. 1932
Selbstmord eines Irren. Am 3. ds., gegen 15 Uhr beobachtete der Pächter des Säulinghauses Karl Burger am sogenannten Zunterkopf einen Mann, der auf einen 300 Meter hohen Gipfel aufstieg. Man konnte den Bergsteiger bis zur Hütte singen, jodeln und pfeifen hören. Plötzlich schlug dieser die Hände hoch und stürzte sich kopfüber über die Felswand herab, wobei er
noch einen letzten Juchzer ausstieß. Er fiel zirka 200 Meter über die Wand herab, schlug auf einen Felsvorsprung auf und kollerte dann noch weiter hinab, bis er
schließlich mit zerschlagenem Kopfe tot liegen blieb. Am 4. ds. führten Gendarmen aus Reutte und Bewohner aus Reutte und Pflach die Bergung der Leiche durch, welche in die Leichenkapelle nach Breitenwang gebracht wurde. Dem Toten wurden im Sturze sämtliche Kleider vom Leibe gerissen. Sie wurden in den Felswänden geborgen. [...] Im Rocke fand man eine Meldekarte des Städtischen Wohlfahrtsamtes in Nürnberg, lautend auf den Namen Friedrich Beer, Arbeiter, geboren am 29. Jänner 1914. Auch befand sich in diesem eine letztwillige Verfügung, in der der Tote bittet, an Ort und Stelle und ohne alle Förmlichkeiten beigesetzt zu werden und in der er auch fordert, daß sein Grab nicht als solches gekennzeichnet werden möge. Die Art der Abfassung läßt schon darauf schließen, daß er zur Zeit der Tat nicht recht bei Sinnen gewesen sein kann. Ueber das Motiv äußerte er sich in seinen letzten Aufzeichnungen nicht. Seine vom Selbstmorde verständigte Mutter, welche nach Breitenwang kam, erklärte, es sei an ihm in letzter Zeit häufig eine Stimmungslabilität zu beobachten gewesen, wobei sich schwere seelische Depressionen mit übertriebener Heiterkeit ablösten. Geld hatte er nicht bei sich.
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Das Außerfern befindet sich seit dem Zusammenbruch der Wirtschaft im Vorjahr in einer fortwährenden Krise, es wird sogar als ein Katastrophenjahr bezeichnet. Der Fremdenverkehr war mehr oder weniger komplett ausgefallen und es herrscht eine hohe Arbeitslosigkeit. Auch die stets florierende Holzindustrie war zur Gänze niedergegangen und der Handel kämpft mit dem Preisverfall
id2454Im Zementwerk Schretter & Co in Vils ereignet sich am 15. November ein schweres Explosionsunglück. Während sich fünf Menschen auf der Kuppel eines etwa neun Meter hohen Zementofens befinden, kommt es in dem Ofen zu einer Gasexplosion. Die oben auf der Kuppel befindlichen Personen erleiden schwere Verbrennungen, da durch Luken in der Kuppel nicht nur Feuer sondern auch glühendes Brenngut mit großer Wucht ausgestoßen wird. Selbst mehrere Meter darüber kommt es zu einem Brand an dem Dachstuhl. In den darauf folgenden Tagen versterben zwei der fünf Schwerverletzten (Betriebs-Mitinhaber Ing. Robert Fischer und der Arbeiter
Pius Probst)