Schon für die Zeit um 2200 v. Chr. sind mit dem Anbruch der Bronzezeit in Mitteleuropa erste Handelskontakte zwischen Nordeuropa (Bernstein) und dem Raum der Ägäis (Keramiken) bekundet. Die Handelswege wurden inneralpin als Saumwege angelegt bzw. erfuhren, wenn sie schon Bestand hatten, eine Weiternutzung. Erst etwa 1800 vor Christus treten - mit der beginnenden Hochzeit ritueller Opfergaben - erste handfeste, bronzezeitliche Artefakte auch innerhalb des Außerferns zu Tage. Meist handelt es sich dabei um Waffenbestandteile und kultische Gegenstände, welche an Jöchern oder Anhöhen wohl absichtlich bzw. zum Dank an die Götter als Votivgaben abgelegt wurden.

LanzenspitzeSchattwald
eine kleine Auswahl an aufgefundenen Artefakten
Funde 1800 v. Chr.
Lanzenspitzen aus Bronze
Gemeindegebiet Bach
Holzgau
Oberstdorf - umliegende Hochtäler (Lanzenspitze und Bronzebeil)
Randleistenbeil
Fernpass, Biberwier
Funde 1700 bis 1500 v. Chr.
Teile eines Dolches in Reutte
bronzezeitlicher Bestattungsfund bei Schattwald (Lanzenspitze)
Lanzenspitze in Grän
Sichel aus Bronze in Biberwier
bronzenes Lappenbeil auf der Imster Ochsenalpe
Funde 1500 bis 1200 v. Chr.
Dolchklinge in Musau
Lappenbeile im Umfeld des heutigen Schlosses Hohenschwangau
Die immens gesteigerte Mobilität der Bronzezeit bescherte sämtlichen Regionen Mitteleuropas einen regen Austausch von Waren, kulturellen Strömungen und Ideologien. Religiöse Überzeugungen gelangten aus weit entfernten Teilen Europas und des Vorderen Orients in das recht dicht besiedelte südwestdeutsche Gebiet. Durch die regen Handelsbeziehungen gilt dieser Raum aber nicht nur als Bezieher dieser physischen wie auch ideologischen (Kultur)Güter, sondern auch als Verteiler - sowohl kultureller Einflüsse als auch des Warenstroms.

spätbronzezeitliches Rad

bronzezeitliche Lappenbeile von Hohenschwangau

solch eine bronzezeitliche Sichel fand man auch in Biberwier
Im Agathazeller Moor wird im 14. Jahrhundert vor Christus ein Bohlen- oder Prügelweg (im 17. Jahrhundert als "hülze Stroß" [hölzerne Straße] bezeichnet) angelegt. Die verlegten Hölzer wiesen deutliche Abnutzungsspuren auf, welche auf eine intensive Nutzung derselben hindeutet. In einigen historischen Abhandlungen wird meist davon ausgegangen, dass dieser bronzezeitliche Weg lediglich die umliegenden Gehöfte miteinander verbunden hätte. Möglicherweise hatte diese technische Meisterleistung der damaligen Zeit aber einen weit höheren Verwendungszweck - nämlich als Teilstück eines Handelsweges, welcher von der Donau kommend über die Iller an den Fuß der Berge führte. Dort wo die Iller keine Befahrung mehr zuließ, wurde vielleicht eine Straße angelegt, die rechts der Iller - vorbei am urgeschichtlich bedeutungsvollen Schöllanger Burgberg - über Oberstdorf ins Tal der Trettach leitete. Ein möglicher Saumweg gilt gerade im Bereich des Mädelejoches und des Höhenbachtals schon aufgrund seiner bronzezeitlichen Fundpalette einer weiteren Betrachtung würdig.
Im Gebiet nördlich der Alpen hatte sich indes im Verlauf der Mittleren Bronzezeit die Hügelgräberkultur etabliert. Benannt nach ihrer charakteristischen Bestattungsart, dem auch als
Tumulus bezeichneten Hügelgrab. Ab 1300 v. Chr. geht diese in die Urnenfelderzeit der späten Bronzezeit über. Waren die Siedlungen der Hügelgräberkultur noch fast ausschließlich auf Bergkuppen und Anhöhen anzutreffen, wandeln sich diese Ansiedlungen in der Urnenfelderzeit nicht selten zu Befestigungsanlagen. Viele der neu angelegten Siedlungen werden auch in den Talniederungen errichtet - meist an den Flussläufen, welche schon seit jeher als Transportwege für Handelsgüter genutzt werden.
Im südlich gelegenen oberen Inntal finden sich bereits kontinuierlich genutzte Ansiedlungen. Etwa bei Landeck-Perjen oder im Bereich der heutigen Ruine Schrofenstein, bei Stanz und bei Grins oder auch bei Zams. Vor allem die im alpinen Bereich abgebauten Bodenschätze in Form von Kupfererzen hatten einen recht regen Tauschhandel zur Folge, der auch einen überdurchschnittlichen Wohlstand in die Region brachte.
Mit dem Abbau von Erzen entwickelten sich auch bald Produktionsstätten, wie etwa im Bereich Faggen am Eingang des Kaunertals. Zu jener Zeit kamen auch die ersten Zuzügler aus dem heutigen Engadin und der Ostschweiz in diese Gegend um Landeck, welche als eine Art vorläufige metallurgische Metropole gesehen werden kann.
Die prähistorischen Wege im Bereich des heutigen Außerferns werden mit recht hoher Wahrscheinlichkeit ebenfalls für die Transporte von Halbzeugen (nicht nur) aus Kupfer in die nördlich der Alpen gelegenen Gebiete gedient haben. Für vorgeschichtlich genutzte Kupfervorkommen würden Schürfgruben bei Tobadill (Landeck), Navis, Flirsch (Flirscher Skihütte), Gand bei St. Jakob am Arlberg, Sautens, Arzl im Pitztal, Vergötschen im Kaunertal (Tschingl), Oberfalpetan sowie Falpaus (ebenfalls Kaunertal) und Serfaus in Frage kommen. Bei den Vorkommen handelt es sich stets um Kupfersekundärminerale, welche sich durch Verwitterung und Oxidation als Pyrit (Katzengold) und Chalkanthit (Kupfersulfat, oder veraltet auch Kupfervitriol) ausbildeten.
Ob für die Transporte im Gebirge die schon seit Ende des 4. Jahrtausends vor Christus eingesetzten Ochsen als Zugtiere zum Einsatz kamen, kann zumindest für unsere Region nicht mit Funden untermauert werden. Im südwestdeutschen Raum kommt aber im Verlauf der Bronzezeit das Pferd als weitere Variante eines Arbeitstieres hinzu. Wer es sich leisten konnte, ersetzte seine Ochsen durch die ebenfalls kräftigen, aber ungleich flinkeren Last- und Reittiere.
Im Verlauf der Bronzezeit halten auch die ersten Wollschafrassen Einzug in die Gebiete zwischen Alpen und Donau. Die bis dahin weitgehend aus Leinen gefertigten Textilien werden nun häufig durch Wollstoffe ersetzt.
Eine Ausdehnung der Besiedlung lässt sich in der Zeitspanne der Mittelbronzezeit von Norden kommend - und den Flussläufen folgend - an den Alpenrand hin beobachten. Am Beginn der späten Bronzezeit ist dann erstmals auch eine Kulturflächengewinnung im Außerfern fassbar, welche möglicherweise mit den Waren- und Erztransporten der vorgeschichtlichen Transitstrecke über den Fernpass in Zusammenhang steht. Eine Pollenanalyse erbringt jedenfalls den Nachweis einer Brandrodungstätigkeit um 1300 v. Chr. - einer klimatisch günstigen Warmphase - innerhalb des Lermooser Moos. Eine Siedlungskontinuität ergab sich daraus aber offenbar nicht.
Zur selben Zeit gab es auch eine Deponierung im Bereich der heutigen Burg Hohenschwangau in Form eines Depots mehrerer Beile für mutmaßlich kultische Zwecke.
Die Matten oberhalb des Waldes im Gebirge boten sich für die Viehhaltung geradezu an, das Höhenklima war damals milder als heute und in den Tälern fanden sich oft sumpfige oder auch allzu dicht bewaldete Flächen. So nutzte die frühe Almwirtschaft womöglich die hoch gelegenen Weiden und Waldlichtungen, während in den Tälern erste Rodungen vorgenommen wurden.
Illyrer im Allgäu bzw. dem süddeutschen Raum?
Noch in relativ vielen populärhistorischen Abhandlungen heutiger Zeit über das Werden des Allgäus, des Außerferns oder auch dem süddeutschen Kulturraum, findet man in den chronologischen Aufstellungen meist gegen Ende der Bronzezeit die Besiedelung durch illyrische Verbände - manchmal ist auch nur von durchstreifenden Gruppen die Rede. Aus archäologischer Sicht gibt es dafür jedoch (bisher) keinerlei stichhaltigen Belege oder Funde und vermutlich beruht dies auf einem Irrtum der älteren Geschichtsforschung am Beginn des 20. Jahrhunderts (hierbei allen voran
Richard Pittioni), die in den Illyrern die Träger des östlichen Flügels der Hallstattkultur sah.
Bislang gelten meines Wissens die Funde bei Aspern (Wien) zu den am weitesten vom Kerngebiet entfernten Spuren illyrischer Kultur welche auf eine längerwährende Anwesenheit derselben schließen ließe.
Funde von illyrisch geprägtem kulturellen Einfluss mag es hingegeben gegeben haben, sind mir für das Außerfern bisher jedoch nicht bekannt.